Herzlichen Dank an Roter Morgen für diese Veröffentlichung. Beste Wünsche von Harry
Danke
Genosse Harry!
siehe:
https://rotermorgen.eu/herzen-im-gleichklang/
Herzlichen Dank an Roter Morgen für diese Veröffentlichung. Beste Wünsche von Harry
Danke
Genosse Harry!
siehe:
https://rotermorgen.eu/herzen-im-gleichklang/
Warnsignal ohne Tiefenwirkung
Der Autor Dirk Oschmann trifft in seiner berechtigten Kritik im
„kriegerischen“ Umgang des Westens - sprich besonders BRD – mit den
Ostdeutschen Wahrheiten aus, die nahezu jeder einstige DDR-Bürger
mehrfach unterstreichen kann. Warum nimmt er so offensiv den Westen
unters Feuer? Weil er sich auf die westliche Demokratie eingeschworen
hat, er will sie ändern, um der friedlichen Zukunft willen. Es hängt
also alles vom Denken ab, von der nötigen Umkehr, mehr zu Einsichten
über den Osten zu kommen? Ohje! Umerziehung? Wo doch ganz andere Mächte
am Wirken sind, die man geflissentlich übersieht? Also keine
Ursachenbennung für die politische Schieflage von West in Richtung Ost?
Da geht es in der bekannten Fernseh-Sendung „Täter, Opfer, Polizei“
konkreter zur Sache. Also Hände und Worte weg von philosophischen und
politischen Ursachen? Insofern erzeugt das Buch „Der Osten, eine
westdeutsche Erfindung“ - lediglich ein Aufatmen der einstigen und
gutwilligen DDR-Bürger, ansonsten bleibt es nur ein sehr aufrichtiges
Warnsignal an den Westen ohne Tiefenwirkung und Änderungsaussichten!
Harry Popow
JP Morgan: BRICS wird 2024 die Weltmacht sein – USA werden eine Krise wie 1973 erleben.
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 4. MAI 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
Von https://uncutnews.ch
“Die Richtung der Gezeiten könnte sich ändern”.
JP Morgan prognostiziert, dass die USA eine Krise ähnlich der von 1973
erleben werden, während das Wirtschaftsbündnis BRICS 2024 zur Weltmacht
aufsteigt und besorgt ist, dass der US-Gigant seine
De-Globalisierungsagenda vorantreibt.
“Die Gezeiten könnten sich also ändern”, und JP Morgan geht davon aus, dass die Folgen schmerzhaft sein werden.
Der Vorstandsvorsitzende der Bank, Jamie Dimon, äußerte sich gegenüber
dem Wall Street Journal insbesondere zur Entwicklung der US-Wirtschaft.
“Diese bedeutenden und in gewisser Weise beispiellosen Trends
veranlassen uns, vorsichtig zu bleiben”, sagte JP Morgan-Chef Dimon und
fügte hinzu: “Amerikas globale Führungsrolle wird von
Entwicklungsländern wie dem SCO-Block, der ASEAN-Gruppe und den
BRICS-Staaten infrage gestellt”.
Während die BRICS-Staaten und andere Länder versuchen, den Dollar zu
entwurzeln, führt die polarisierte Wählerschaft in Amerika zu einer
weiteren Spaltung.
“Die freie westliche Wirtschaft ist in der Krise…”.
Der Chef von JP Morgan deutete auch an, dass die BRICS nicht das einzige
Bündnis sein werden, das sich mit der De-Globalisierungsagenda
auseinandersetzt.
Er forderte die USA auf, ihre Differenzen beiseitezulegen und eng mit den Entwicklungsländern zusammenzuarbeiten.
“Wir müssen Wege finden, unsere Differenzen beiseitezulegen und mit
anderen westlichen Nationen im Namen der Demokratie zusammenzuarbeiten.
In dieser Zeit großer Krisen ist der Schutz unserer Grundfreiheiten,
einschließlich des freien Unternehmertums, von größter Bedeutung”,
schrieb er.
JP Morgan jedenfalls nimmt die Deregulierungsagenda der BRICS-Staaten ernst und warnt vor den Auswirkungen auf die US-Märkte.
In seinem Brief an die Aktionäre von JP Morgan schrieb er, dass die
Abhängigkeit der USA von China für ihre eigene nationale Sicherheit der
“kritischste” Aspekt des Problems sei.
“Die Vereinigten Staaten können sich nicht auf potenzielle Gegner
verlassen, wenn es um Materialien geht, die sie für ihre nationale
Sicherheit benötigen.
Man denke nur an seltene Erden, 5G und Halbleiter, Penicillin und Materialien, die für wichtige Medikamente benötigt werden.
Wir können keine lebenswichtigen Technologien teilen, die die militärischen Fähigkeiten eines Gegners verbessern könnten.
Sie benötigen Öl und Gas”, sagte er.
Angesichts bestimmter geopolitischer Allianzen sei es für die USA und
China derzeit schwierig, ein “exzellentes” Verhältnis zu haben.
In den vergangenen Tagen hatte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg
China gesagt, es müsse aufhören, Russland in seinem Krieg mit der
Ukraine zu unterstützen, wenn es Beziehungen zum Westen haben wolle.
Wie er bei seinem Besuch in Peking betonte, “hilft China der russischen Wirtschaft durch den Austausch von Technologie”.
Laut Reuters sagte Stoltenberg, Russland importiere 90 Prozent seiner
Mikroelektronik – die für Raketen, Panzer und Flugzeuge benötigt wird –
aus China.
Peking unterstützt Russland auch mit verbesserten Satelliten- und Bildgebungskapazitäten.
“China sagt, es wolle gute Beziehungen zum Westen.
Gleichzeitig heizt Peking den größten bewaffneten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg an.
Sie können nicht ihren Kuchen haben und ihn gleichzeitig essen”, sagte Stoltenberg.
Dimon schloss sich dieser Meinung an und sagte: “Solange die Ukraine das
durchmacht, was sie durchmacht, und alles tut, um Russland zu helfen
und zu unterstützen, ist es meiner Meinung nach sehr schwierig, gute
Beziehungen zu entwickeln.
Ich bin froh, dass die Regierung den Willen hat, gewisse Dinge zu tun.
Wenn einige der Anschuldigungen wahr sind, dann sollten Sanktionen verhängt werden.
Aber sie werden auf den richtigen Zeitpunkt warten müssen.
Diese Woche berichtete das WSJ unter Berufung auf mit der Angelegenheit
vertraute Personen, dass die USA an Sanktionen arbeiteten, um einige
chinesische Banken vom globalen Finanzsystem abzuschneiden, um Chinas
Beziehungen zu Russland einzuschränken.
“Die Situation ist wie in den 1970er-Jahren.
Und dann sah es 1972 ziemlich rosig aus – 1973 war es nicht mehr so rosig”.
Dimon erinnerte an die Rezession, in der sich die USA damals befanden:
Eine Ölkrise trieb die Inflation in die Höhe.
Überall gab es eine Wirtschaftskrise, eine Stagflation.
Doch dieses Mal sieht Dimon mehrere Faktoren, die die Märkte zur
Vorsicht mahnen: riesige Haushaltsdefizite, Aufwärtsdruck auf die Preise
und grünes Wachstum sind rote Fahnen.
“Das Defizit beträgt 6% des BIP, fast 2 Billionen Dollar.
QUELLE: JP MORGAN: «ΟΙ BRICS ΤΟ 2024 ΘΑ ΓΊΝΟΥΝ ΠΑΓΚΌΣΜΙΑ ΔΎΝΑΜΗ – ΟΙ ΗΠΑ ΘΑ ΒΙΏΣΟΥΝ ΜΊΑ ΚΡΊΣΗ ΌΠΩΣ ΑΥΤΉ ΤΟΥ 1973»
https://uncutnews.ch/jp-morgan-brics-wird-2024-die-weltmacht-sein-usa-werden-eine-krise-wie-1973-erleben/
Liquidierung oder Aufspaltung: Warum die Ukraine ihre Existenzberechtigung verloren hat
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 3. MAI 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
von Dmitrij Gubin – https://rtnewsde.com
Die Zukunft der Ukraine kann entweder eine vollständige Liquidierung der
Staatlichkeit und eine Aufteilung des Territoriums durch die
Nachbarländer sein (wie es mit der Rzeczpospolita geschah) oder eine
teilweise Aufspaltung unter strenger Kontrolle (wie es 1945 mit
Deutschland geschah).
Der als Ukraine bezeichnete Staat ist zu einem Gefahrenherd geworden,
sowohl für seine eigenen Bürger als auch für die Nachbarländer, vor
allem für Russland. Ihre Regierung ist absolut unzurechnungsfähig, und
es ist sinnlos, mit ihr zu verhandeln. Die Legitimität der dortigen
Staatsführung ist zerstört, und demnächst, mit dem Ende der Amtszeit von
Wladimir Selenskij im Mai und den Parlamentswahlen der Werchowna Rada
im August dieses Jahres, wird sie gänzlich verschwinden. Warum besteht
für dieses Staatsgebilde kein Grund, auf der politischen Landkarte der
Welt zu bleiben?
Die Klitschkos: Wladimir fordert junge Männer für die Front – Vitalis Kids feiern Party in Hamburg
Jeder Staat besteht, solange mindestens eine der drei Bedingungen erfüllt ist:
– eine Tradition des langen Zusammenlebens unter einer Staatsgewalt,
deren Grundfesten sich über Generationen hinweg nicht ändern;
– ein Gesellschaftsvertrag, das heißt eine Reihe geschriebener und
ungeschriebener Regeln, die in allen Territorien und von allen dort
lebenden menschlichen Gemeinschaften eingehalten werden müssen;
– alle Nachbarstaaten und Großmächte erheben ausnahmslos keine Einwände
dagegen, dass ein staatliches Gebilde existiert und seine Bevölkerung
regiert.
Was die Ukraine betrifft, so gibt es keine erwähnenswerte
Staatsbildungstradition. Weder die fragwürdige Entstehungsgeschichte der
Zentralen Rada, noch die ebenso umstrittene Wahl des Hetman
Skoropadskij, noch das Direktorium Petljuras mit seinen Pogromen und
nationalen Experimenten können die Existenz eines Staates rechtfertigen.
Und schon gar nicht kann man die Aktivitäten der Organisation
Ukrainischer Nationalisten (OUN)1 mit ihrer Idee des Völkermords an
jeder “falschen” Bevölkerung als staatsbildend ansehen.
Die “Banderowschtschina” ist nicht nur destruktiv und kriminell in ihrer
grundlegenden Struktur, sondern auch eng mit dem Hitlerdienst
verbunden, den die Geschichte bekannterweise mitsamt dem
Nationalsozialismus ablehnte, wie aus den Materialien der Nürnberger und
anderer Gerichtsprozesse hervorgeht. Was bleibt also übrig? Die
Erfahrung des Russischen Reiches und der Ukrainischen SSR innerhalb der
UdSSR, als die Menschen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine in einem
einheitlichen Staat mit Russland lebten und Frieden und Harmonie
untereinander pflegten.
Sprecher der ukrainischen Luftwaffe: F-16-Kampfjets könnten noch diesen Monat eintreffen
Der Gesellschaftsvertrag, der der Ukraine das Recht auf Unabhängigkeit
verschaffte, beruht auf zwei Deklarationen: der Deklaration der
staatlichen Souveränität der Ukraine vom 16. Juli 1990 und der Akte der
Unabhängigkeitserklärung der Ukraine vom 24. August 1991. Sie legen die
Bedingungen fest, unter denen sowohl die Bürger als auch die sie
vertretenden lokalen Eliten bereit sind, unter einem Dach zu leben.
Wenn diese geschriebenen und ungeschriebenen Regeln nicht nur auf
lokaler Ebene verletzt werden, sondern durch den normativen Rahmen und
die alltägliche Praxis außer Kraft gesetzt werden, verliert der Staat
als Ganzes seine Existenzberechtigung. Wie lauten diese Regeln? In der
Deklaration der staatlichen Souveränität heißt es klar und deutlich:
“Die Ukrainische SSR gewährleistet die Gleichheit aller Bürger der
Republik vor dem Gesetz, ungeachtet ihrer Herkunft, ihres sozialen und
vermögensrechtlichen Status, ihrer Rasse und Nationalität, ihres
Geschlechts, ihrer Bildung, ihrer Sprache, ihrer politischen
Anschauungen, ihrer religiösen Überzeugungen, der Art und des Wesens
ihrer Beschäftigung, ihres Wohnorts und anderer Umstände.”
Und weiter ebenda: “Die Ukrainische SSR ist unabhängig in der
Bewältigung von Fragen der Wissenschaft, der Bildung, der kulturellen
und geistigen Entwicklung der ukrainischen Nation, garantiert allen auf
dem Territorium der Republik lebenden Nationalitäten das Recht auf ihre
freie nationale und kulturelle Entwicklung.”
Auf der Grundlage dieser Postulate wurde, wenn auch inkonsequent, ein
System von Gesetzen und Rechtsvorschriften geschaffen, und 1996 wurde
die ukrainische Verfassung verabschiedet. Der Bürgerfrieden, der auf
einem Gleichgewicht der Werte und Interessen beruhte, wurde im
Allgemeinen gewahrt. Kiew musste sich mit den historischen und
ethnisch-kulturellen Eigenheiten der ihm untergeordneten Regionen
abfinden und ein Gleichgewicht zwischen ihnen aufrechterhalten.
Anna Netrebkos Konzert in der Schweiz abgesagt – Auf Druck der NATO
Im Jahr 2014 wurde die Macht im Land von einer Gruppierungskoalition
ergriffen, die diese Postulate nicht nur leugnete, sondern auch ihre
Bereitschaft zeigte, sie mit Waffengewalt zu zerstören und einen
Völkermord an allen zu begehen, die nicht ihrem Ideal eines “echten
Ukrainers” entsprachen. Damit wurde nicht nur dieser
Gesellschaftsvertrag innerhalb des Landes endgültig gebrochen, sondern
auch die Existenz der Ukraine für ihre Nachbarländer sozusagen extrem
unangenehm gemacht.
Der Putsch vom 22. Februar 2014 wurde mit Unterstützung der USA und der
EU-Länder durchgeführt, ohne die Interessen Russlands zu
berücksichtigen. Unter diesen Umständen erklärt Wiktor Medwedtschuk (der
jahrzehntelang zu den Befürwortern des Gesellschaftsvertrags gehörte
und sich an der internationalen Legitimierung der ukrainischen
Staatlichkeit beteiligte): “Janukowitsch war der letzte legitime
Präsident der Ukraine. Die Wahlen 2014 und 2019 sind illegitim.” Diese
Wahlen fanden statt, nachdem der 1990/1991 geschlossene
Gesellschaftsvertrag, der bis zum Maidan 2004 im Großen und Ganzen, wenn
auch nicht im Detail, erfüllt wurde, mit Füßen getreten worden war. In
den Zeiträumen zwischen den Putschen kam es dank des ungefähren
Gleichgewichts der Kräfte in der und um die Ukraine nicht zu blutigen
Auseinandersetzungen und zur Zerstörung der ethnisch-kulturellen und
religiösen Vielfalt in diesem Gebiet, trotz des starken Wunsches der
Nationalisten, sie zu zerstören, und des Wunsches der westlichen
Akteure, die Politik des Landes gegen Russland zu lenken.
Nachdem Poroschenko und Selenskij ihre Macht erlangt hatten,
akzeptierten sie voll und ganz die von den Banderisten vorgeschlagenen
Spielregeln. Obwohl einer von ihnen Russe und der andere Jude war,
wurden sie zu Vermittlern von Ideen und Vorstellungen der Ideologen des
Völkermords – von Michnowski und Donzow bis Tjagnibok und Farion.
Abgesehen von der Tatsache, dass diese Wahlen nicht auf dem gesamten
international anerkannten Territorium der Ukraine stattfanden, waren sie
mit Verboten und Verfolgung behaftet. Tausende von Menschen litten
unter den Maßnahmen des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU), die von
der internationalen Gemeinschaft vollständig geduldet wurden. Mehr als
25.000 Strafverfahren wurden allein wegen abweichender Meinungen
eingeleitet.
Der Mut, auch die Befreier von heute zu würdigen ‒ der Elbe-Tag in Torgau und seine neuen Akzente
Im Donbass machten militärische und paramilitärische Verbände
unverhohlen Jagd auf Zivilisten. Die Gräueltaten, die die Einwohner von
Odessa und Mariupol, Kupjansk und Isjum erlebt haben, sind unfassbar.
Im Jahr 2015 verabschiedete die Ukraine das Gesetz “Über den rechtlichen
Status und das Andenken an die Teilnehmer des ukrainischen
Unabhängigkeitskampfes im 20. Jahrhundert”, das die Angehörigen von
Petljura und Bandera zu Nationalhelden erklärte. So wurde der vergangene
Völkermord zur Heldentat erklärt, seine Praktiken wurden legitimiert
und als Vorbilder übernommen. Diese Form der Erinnerungspolitik ist
nicht nur eine Beleidigung für einen großen Teil der ukrainischen
Bevölkerung, sondern auch absolut inakzeptabel für Russland und Polen
sowie für die jüdische Öffentlichkeit, die ihr historisches Gedächtnis
noch nicht verlor.
Seit 2014 findet eine aktive Ukrainisierung aller Lebensbereiche statt.
Die Nationalisten, die die Macht eroberten, begannen mit der Abschaffung
des Gesetzes über die Regionalsprachen. Die Rechte der
Russischsprachigen wurden durch Personalentscheidungen, die Einführung
von Prozentnormen in den Medien und Lehrplänen immer weiter beschnitten.
Die in Artikel 10 der ukrainischen Verfassung verkündeten Garantien für
die “freie Entfaltung und Verwendung der russischen Sprache” wurden
völlig vergessen. Die ab 2018 verabschiedeten Gesetze zu Bildung,
Sprache und nationalen Minderheiten führten zu einem Verbot des
öffentlichen Gebrauchs der russischen Sprache. Diese Maßnahmen betrafen
auch die ungarische und rumänische Bevölkerung, was zu entsprechenden
Reaktionen in Budapest und Bukarest führte.
Seit 2017 wurde mithilfe des SBU und anderer staatlicher Stellen sowie
unter Beteiligung des Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus, und
von Beamten des US-Außenministeriums eine Politik der Zerstörung der
kanonischen Orthodoxie betrieben.
In einer Situation der völligen Missachtung der Rechte der
russischsprachigen und orthodoxen Bevölkerung sowie ihrer physischen
Zerstörung ist es unmöglich, über die Legitimität der Ukraine als Ganzes
zu sprechen. Daher ist jede Diskussion darüber, was mit dem derzeit von
der Ukraine besetzten Gebiet geschehen wird, sinnlos. Dies können
sowohl die vollständige Liquidierung der Staatlichkeit und die
Aufteilung des Territoriums durch die Nachbarländer sein (wie im Fall
der Rzeczpospolita Ende des 18. Jahrhunderts) als auch die teilweise
Aufteilung und Wiederherstellung der Macht in einem Teil des Landes
unter strenger Kontrolle der betroffenen Länder (wie im Fall
Deutschlands im Jahr 1945).
Auf jeden Fall wird die Ukraine aus den Zeiten von Poroschenko und
Selenskij der Vergangenheit angehören. Die einzige Frage ist lediglich
der Zeitrahmen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 30. April 2024 zuerst in der Zeitung Wsgljad erschienen.
1 Die Organisation(en) wurde(n) aufgelöst oder ihre Tätigkeit ist in der Russischen Föderation verboten.
https://rtnewsde.com/meinung/204448-warum-ukraine-ihre-existenzberechtigung-verloren-hat
Entnommen:
https://linkezeitung.de/2024/05/01/technokapitalismus-unsere-dystopische-gegenwart-und-zukunft/
TECHNOKAPITALISMUS: UNSERE DYSTOPISCHE GEGENWART – UND ZUKUNFT?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 1. MAI 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
VON CHRIS HEDGES – https://therealnews.com
Übersetzung LZ
Blockchain, KI und andere technologische Innovationen könnten dazu
genutzt werden, das menschliche Wohlergehen zu verbessern. Stattdessen
machen sie die Oligarchie reicher und mächtiger – auf unser aller
Kosten.
Wir leben in einer beginnenden technologischen Revolution. KI,
Blockchain, Kryptowährungen, kommerzielle Raumfahrt und andere
Innovationen verändern in rasantem Tempo alles, vom Arbeitsplatz bis zur
Finanzarchitektur der Weltwirtschaft. Viele dieser Technologien bergen
ein enormes Potenzial für das Gemeinwohl, doch die multinationalen
Konzerne und die Finanzoligarchie, die die Innovation vorantreiben und
deren Produkte besitzen, sind einzig und allein durch den privaten
Profit motiviert. Die Folgen sind überall um uns herum spürbar. Mit dem
Fortschreiten der Technologie und der Macht der Oligarchie wächst das
Elend und die Entmündigung der Mehrheit. Wir befinden uns jetzt in einem
Zeitalter der “Weltraumbarone und Techtitanen”, und die Zukunft, in die
sie uns führen, ist eine der noch größeren Ausbeutung, Ungleichheit und
ökologischen Krise. Loretta Napoleoni, Autorin von Technokapitalismus:
The Rise of the New Robber Barrons and the Fight for the Common Good,
diskutiert mit The Chris Hedges Report über die in ihrem Buch
beschriebene technokapitalistische Gegenwart und Zukunft.
Studio-Produktion: David Hebden, Adam Coley, Cameron Granadino
Nachbearbeitung: Adam Coley
TRANSCRIPT
Das folgende Transkript ist eine Schnellabschrift und kann Fehler
enthalten. Eine korrekturgelesene Version wird so bald wie möglich zur
Verfügung gestellt.
Chris Hedges:
Eine kleine Gruppe von Hightech-versierten Unternehmern, die die
Geschwindigkeit der technologischen Innovation verstehen, haben sich
diese neue Macht zunutze gemacht, um räuberische Hightech-Monopole wie
Uber oder Amazon aufzubauen. Sie unterlaufen Arbeitsgesetze, entmachten
den Staat, unterlaufen Regulierungen, ignorieren Rechtsnormen und häufen
persönliche Vermögen in Höhe von Hunderten von Milliarden Dollar an.
Ihre Apps, Dienstleistungen und Private-Equity-Firmen beherrschen unser
Leben. Sie sind technologische Raubtiere, die jeden Aspekt der sozialen
Existenz zur Ware machen. Die existenzsichernden Löhne der arbeitenden
Menschen sinken. Die Gig-Economy beseitigt den Schutz von
Arbeitsplätzen, nachhaltigen Einkommen und Sozialleistungen. KI ersetzt
den Menschen. Die Schwächsten werden aus Profitgründen ausgeplündert.
Die Kranken nähren die Profite der großen Pharmaunternehmen. Die Leichen
der armen Männer und Frauen auf den Straßen unserer trostlosen.
De-industrialisierte Städte nähren die Profite des industriellen
Gefängniskomplexes. Sie sind nichts wert, solange sie nicht in einem
Käfig im größten Gefängnissystem der Welt eingesperrt sind und zwischen
50 und 60.000 Dollar im Jahr verdienen, die natürlich an die
privatisierten Telefondienste, die Geldtransferdienste, die Beauftragten
und die medizinischen Dienste gehen, die die amerikanischen Gefängnisse
privatisiert haben. Die an private Unternehmen verkauften
Versorgungsbetriebe prellen uns mit überteuerten Rechnungen für Wasser,
Strom, Parkplätze und Abwasser. Gleichzeitig sind wir die am meisten
beobachtete, fotografierte, ausspionierte und überwachte Bevölkerung in
der Geschichte der Menschheit. Diese Technologie ist weit davon
entfernt, unser Leben zu verbessern, und schafft eine neue
Leibeigenschaft, wenn nicht sogar eine neue Sklaverei, während sie uns
in schwindelerregender Geschwindigkeit in Richtung Ökozid treibt.
Loretta Napoleoni, Autorin von Technokapitalismus, wird mit mir über
unsere dystopische Gegenwart und höchstwahrscheinlich unsere dystopische
Zukunft sprechen: The Rise of the New Robber Barons and the Fight for
the Common Good. Lassen Sie uns also beginnen. Sie eröffnen das Buch mit
Bitcoin, der Kryptowährung, und da ich mich damit nicht so gut
auskenne, habe ich Ihnen gesagt, dass Sie mir das Buch an die Hand geben
müssen, aber Sie bezeichnen es wirklich als äußerst wichtig für die
entstehenden Gesellschaften, in denen wir leben werden. Ich werde Sie
also einfach anfangen lassen und erklären, was sie sind und warum sie so
wichtig sind.
Loretta Napoleoni:
Nun, im Grunde kann man Bitcoin als die Währung des Volkes bezeichnen.
Ich meine, für den Anfang sollten wir zwischen Bitcoin und all den
anderen Kryptowährungen unterscheiden. Bitcoin ist also die erste. Er
wurde der Welt von einem anonymen Individuum oder einer Gruppe von
Individuen namens Satoshi Nakamoto geschenkt, und er wurde genau zum
Zeitpunkt des großen Crashs, direkt nach dem Zusammenbruch von Lehman
Brothers, in das Cyber-Universum gebracht. Das Timing war also perfekt,
was uns vermuten lässt, dass, wer auch immer Nakamoto ist, vielleicht
jemand aus dem System ist, der sehr gut weiß, wie das System
funktioniert.
Was ist Bitcoin wirklich? Bitcoin ist eine Währung, die durch Software
erzeugt wird, und diese Software erfüllt alle Aufgaben, die eine echte
Währung erfüllen sollte. Wir sprechen also nicht von den US-Dollars. Wir
reden nicht über das Pfund oder die Währung. Sie werden aufgrund der
Inflation ständig abgewertet, aber wir sprechen von einer Währung, die
an Gold gekoppelt war, und die nach den Regeln des Goldstandards
produziert wurde und im Umlauf war, die natürlich nur für eine sehr
kurze Zeit galten.
Schließen Sie sich Tausenden von Menschen an, die sich auf unseren
Journalismus verlassen, um sich in komplexen Themen zurechtzufinden,
verborgene Wahrheiten aufzudecken und den Status quo in Frage zu stellen
– mit unserem kostenlosen Newsletter, der dreimal wöchentlich direkt in
Ihren Posteingang kommt:
Geben Sie Ihre E-Mail Adresse ein
Bitcoin wird also durch Software erzeugt. Er wird also weder von einer
Zentralbank noch von einer Regierung kontrolliert. Die Software ist so
programmiert, dass die Bitcoin in Blöcken durch eine Aktivität
freigesetzt werden, die Mining genannt wird, und diese Aktivität ist die
Lösung von mathematischen Formeln. Die Lösung der mathematischen
Formeln wird immer schwieriger und schwieriger. Und warum ist das so?
Weil derjenige, der diese Währung geschaffen hat, eine Verknappung
garantieren will. Es gibt also eine begrenzte Anzahl von Bitcoin, die
produziert wird, nämlich 21 Millionen. Die Zeitskala wird fast
eineinhalb Jahrhunderte betragen, und der Zeitplan sieht vor, dass alle
10 Minuten ein Block produziert wird. Der Zeitplan und die gesamte
Struktur werden durch die Schwierigkeiten beim Lösen der mathematischen
Formel garantiert. Es handelt sich also um ein recht komplexes System,
das anfangs nicht wirklich verstanden wurde.
Ganz am Anfang haben die Kinder die mathematische Formel mit
Schlittschuhen und ähnlichem gelöst und dann die Bitcoins für
verschiedene Dinge verwendet. Es gibt eine interessante Geschichte von
jemandem, der mit seinen Bitcoins zum Beispiel eine Pizza gekauft hat.
Aber während der Finanzkrise wurde immer deutlicher, dass der Bitcoin
eine Alternative zu den Fiat-Währungen war, die nach 2008 eindeutig ihre
Bedeutung verloren hatten. Der größte Teil des Rettungspakets für die
Banken wurde beispielsweise durch das Klicken auf ein paar Tasten im
Computer des Finanzministeriums erzeugt. Mit anderen Worten: Geld
existiert nicht. Das ist also das Problem, das Bitcoin zu lösen
versucht, um eine Währung zu schaffen, die Ihnen diese Stabilität und
das Vertrauen gibt und nicht von jemand anderem kontrolliert wird.
Das Kontrollsystem basiert also auf den Menschen, die an dem System
teilnehmen. Sie laden also Ihre Software von einem Computer herunter,
die natürlich für jeden kostenlos ist. Sie beginnen zu investieren. Sie
werden Mitglied der Bitcoin-Gemeinschaft, und Sie sind derjenige, der
zusammen mit allen anderen die verschiedenen Aktivitäten, die
stattfinden, bewertet. Alles, was passiert ist, steht also da, ist
transparent, ist im Klartext. Die Lösung, sogar die mathematische Lösung
der Formel, und das ist sehr wichtig, sobald es jemandem gelingt, die
Formel zu lösen und einen Block freizugeben, muss die gesamte
Gemeinschaft der Menschen, die verbunden sind, also Teil der
Bitcoin-Gemeinschaft sind, diese Lösung genehmigen.
Das nennt man also “proof of work”. Es ist also ziemlich komplex, weil
wir über Millionen von Menschen sprechen. Aus diesem Grund hat sich
Ethereum, eine weitere Kryptowährung nach Bitcoin, entschieden, nicht
das Genehmigungsverfahren zu verwenden, sondern eine begrenzte Anzahl
von Menschen, die tatsächlich bewerten, ob diese Lösung richtig war oder
nicht. Ich denke, wenn es die Währung des Volkes ist, sollte die
Kontrolle beim Volk liegen.
Das ist also mehr oder weniger… Oh, ja. Dann ist da noch die andere
Sache, die übrigens bald passieren wird, denn im April, also zwischen
Ende März und Anfang Mai, wird die Halbierung stattfinden. Alle vier
Jahre, also alle 21.000 Blöcke, die veröffentlicht werden, wird die
Anzahl der Blöcke, die Anzahl der Bitcoins, die in einem Block enthalten
sind, um die Hälfte reduziert. Ganz am Anfang waren es also 50
Bitcoins. Heute sind wir bei 6,75. Und in ein paar Monaten nach der
Halbierung werden wir bei 3,75 sein. Das ist also ein Mechanismus, der
garantiert, dass der Bitcoin nicht aufgebläht wird, und der auch
garantiert, dass derjenige, der den Bitcoin benutzt, ihn nicht für
Spekulationen benutzt.
Chris Hedges:
Wie weit verbreitet ist er?
Loretta Napoleoni:
Nun, im Moment ist Bitcoin weit verbreitet. Wir haben gerade die
Zulassung für Bitcoin durch die FDA erhalten. Im Grunde genommen nutzt
also jede einzelne große Bank Bitcoin für Investitionen, den Handel, die
Bitcoins in der Öffentlichkeit. Diese Art der Anerkennung war also
sehr, sehr wichtig. Natürlich sträubte man sich dagegen, aber
schließlich musste man akzeptieren, dass die Popularität des Bitcoin
eine Realität ist. Wenn die Finanzwelt also mit etwas Geld verdienen
kann, dann wird sie es auch tun, und mit Bitcoin lässt sich natürlich
Geld verdienen. Aber das Hauptproblem hier ist die Tatsache, dass
Bitcoin eine Bedrohung für die Währungen ist, die in jedem einzelnen
Staat im Umlauf sind, also die US-Dollars oder…
Bitcoin ist eine transnationale Währung, also eine Währung, die man
überall benutzen kann, aber sie ist eine Bedrohung für das Monopol, für
das Geldmonopol der Zentralbank, und deshalb haben sie versucht, sie zu
stoppen, aber sie konnten sie nicht stoppen. Sie konnten es nicht einmal
aus dem Gesetz streichen. Das haben sie schon mit anderen Währungen
gemacht, weil die Software… Ich meine, man kann die Software nicht vor
Gericht stellen, richtig? Sie wissen nicht, wer Satoshi Nakamoto ist,
also können sie ihn nicht verhaften. Natürlich ist die Gemeinschaft der
Bitcoin-Inhaber das Volk, also kann man die Leute nicht daran hindern,
es zu tun. Letzten Endes basiert Geld auf einem Akt des Glaubens. Man
vertraut darauf, dass der US Dollar etwas wert ist. In der Tat steht im
US-Dollar “in God we trust”, was bedeutet, dass es ein bisschen
[inaudible 00:12:23] ist.
Chris Hedges:
Lassen Sie uns über den ganzen Kryptowährungsbetrug sprechen, die
Königin der Kryptowährung aus Bulgarien, über die Sie in Ihrem Buch
schreiben. Es gibt auch eine Menge Leute, die in dieser digitalen
Währungswelt geschröpft wurden.
Loretta Napoleoni:
Ganz am Anfang, wir sprechen wieder von Bitcoin, war Bitcoin die erste,
und ein paar Jahre später kamen andere Währungen hinzu. Der OneCoin,
über den ich spreche, war in Bulgarien eindeutig ein Betrug und ein
Schwindel. Wenn man sich Bitcoin ansieht, wurde sogar Bitcoin für
illegale Aktivitäten verwendet, zum Beispiel in der Silk Road, im
Darknet. Und warum war das so? Weil es ein Tauschmittel war. Es gab
keine Kontrolle und niemand wusste wirklich, wie rückverfolgbar Bitcoin
ist, aber als das klar wurde… Denn was ich Ihnen nicht erklärt habe,
ist, dass jeder einzelne Block, der freigegeben wird, in einer
Blockchain gespeichert wird. In dem Moment also, in dem der
Arbeitsnachweis bestätigt wird, wird dieser Block Teil einer Kette. In
dieser Blockchain haben wir alle Informationen über den Block, also wer
die Formel gelöst hat, zu welchem Zeitpunkt und so weiter und so fort.
Nennen wir ihn Block Nummer fünf. Okay. Jedes Mal, wenn die Bitcoin in
Block Nummer fünf verkauft, gekauft, halbiert werden, können Sie zum
Beispiel die Hälfte davon verkaufen und diese Hälfte behalten, wird
alles in einen anderen Block gelegt, der mit diesem Block verbunden ist.
Nennen wir ihn also Block 5A, und er bleibt genau dort. Sie können ihn
nicht löschen. Man kann ihn ändern. Das ist die Blockchain-Technologie,
die hinter dem Bitcoin steckt. Sie können also jeden einzelnen Moment in
die Software gehen und sehen, dass das Leben jedes einzelnen Bitcoins
vom ersten Tag an, im Januar 2009, produziert wurde. Sobald dies
verstanden wurde, wurde der Bitcoin zu einer der schlechtesten Währungen
für illegale Aktivitäten, weil man ihn jeden Moment zurückverfolgen
kann.
Wenn Sie nun zum Beispiel Geldwäsche betreiben wollen, müssen Sie den
Bitcoin aus einem der Blöcke verschieben. Nehmen wir an, Sie haben
einige illegale Aktivitäten durchgeführt und wurden in Bitcoins bezahlt,
so dass das aus Sicht der Behörden niemand gesehen hat, aber in dem
Moment, in dem Sie diese Bitcoin in eine Währung umwandeln wollen, nicht
wahr? Denn Sie müssen das Geld ja waschen. Was werden Sie mit dem
Bitcoin machen?
Andernfalls sitzt es nicht dort. In diesem Moment wird es automatisch in
den Block eingetragen. Auf diese Weise haben die Währungsbehörden, aber
auch die Anti-Terrorismus- und Anti-Drogen-Einheiten mehrere dieser
Aktivitäten aufgedeckt, die über Bitcoin abgewickelt werden, und
natürlich haben sie Leute verhaftet. Heute ist Bitcoin also eine der am
wenigsten genutzten Währungen, weil die meisten illegalen und
kriminellen Aktivitäten in Bargeld abgewickelt werden, denn Bargeld ist
immer noch der König, wenn es um die Rückverfolgbarkeit geht.
Chris Hedges:
Nun, lassen Sie uns über den Betrug sprechen, ich meine, weil diese
Kryptowährungsimperien eine ziemlich schnelle Deflation haben.
Loretta Napoleoni:
Nun, der FTX ist meiner Meinung nach das bestmögliche Beispiel, aber es
ist auch nicht die Kryptowährung an sich. Auch hier möchte ich zwischen
Bitcoin und den anderen Kryptowährungen unterscheiden, denn ich bin ein
großer Anhänger von Bitcoin, aber kein Anhänger der anderen
Kryptowährungen, denn Bitcoin ist die einzige, die diese Art von System
hat, das ich Ihnen erklärt habe. Die anderen sind viel lockerer. Aber
auf jeden Fall ist die FTX-Geschichte sehr bedeutsam, denn wie ist es
dazu gekommen? Nun, Sam Bankman-Fried war ein Händler, ich meine, er war
eines dieser intelligenten mathematischen Kinder, und er handelte, und
dann entdeckte er plötzlich, dass es Diskrepanzen bei der Arbitrage
zwischen einem Ort und einem anderen Ort gab. Mit anderen Worten, wenn
man Bitcoin in Tokio kaufte, bekam man tatsächlich einen besseren Kurs
als wenn man Bitcoins in New York kaufte.
Das war ganz am Anfang, also vor etwa sieben oder acht Jahren. Also
dachte er: “Na toll, lass uns diese Unterschiede ausnutzen”, und er
verdiente eine ganze Menge Geld. Zu diesem Zeitpunkt beschloss er, eine
Börse zu gründen. Die Börse tat im Grunde das Gleiche wie er, nämlich
aus den Preisunterschieden aufgrund der geografischen Lage Geld zu
machen. Aber dann begann er, seine eigene Kryptowährung zu produzieren,
die natürlich aus dem Nichts kam. Ich meine, es war nicht Bitcoin. Das
Problem war, dass es kein Softwaresystem gab. Eines Tages beschloss er:
“Nun, ich werde diese Währung herausgeben.” Die Leute strömten herbei
und wollten kaufen, vor allem Prominente.
Der Mann war bei Prominenten sehr beliebt. Eine weitere Sache, die diese
Art von Tech-Titanen betrifft, ist, dass sie in einem Ghetto leben, dem
Ghetto der Superreichen, und jeder will noch mehr Geld verdienen, indem
er das Know-how und das Wissen des anderen nutzt. So fing er an,
Hunderte von Millionen von verschiedenen Leuten zu bekommen, um in eine
Börse zu investieren. Er nahm das Geld natürlich in Dollar oder anderen
Währungen und gab ihnen im Gegenzug Kryptowährungen. Im Grunde genommen
basierte der Beteiligungsaustausch also auf dem Tausch von Dollar gegen
diese Kryptowährung.
Warum haben sie nun diese Kryptowährungen gekauft? Warum haben sie das
getan? Nun, weil sie dachten, dass es so schlau war und dass die Idee
des Krypto-Austauschs so unglaublich verlockend war, dass sie dachten:
“Ich bekomme heute die Kryptowährung, die bei einem Austausch von,”
sagen wir, “eins zu eins zum Dollar produziert wird, und dann machst du
weiter so viel Geld, dann wird die Kryptowährung im Wert steigen, und so
wird es mehr zwei zum Dollar sein und ich werde sofort mein ganzes Geld
verdoppeln.” Okay. Es ist also ein Betrug, aber es ist auch ein Betrug,
der von Leuten unterstützt wurde, die an dem Betrug beteiligt waren,
die Opfer des Betrugs waren, weil es die klassische Geschichte von
Leuten ist, die zu dir kommen und sagen: “Oh, wenn du mir dieses Geld
gibst, werde ich in das investieren. Sie werden Ihr Geld verdoppeln.”
Chris Hedges:
Bedroht all dies die Hegemonie des Dollars? Denn die Macht des Dollars
besteht natürlich darin, dass er die Weltreservewährung ist, und wenn er
diese Hegemonie verliert, wird das für das amerikanische Finanzsystem
katastrophale Folgen haben.
Loretta Napoleoni:
Ja, ich denke, es wird nicht nur für das Finanzsystem katastrophal sein,
sondern auch für die Macht des Staates. Stellen Sie sich also eine Welt
vor, in der es keine Währungen mehr gibt, sondern nur noch Bitcoin oder
etwas, das dem Bitcoin ähnelt. Die Software wird ihn produzieren und
die Menschen werden ihn kontrollieren. Wie soll der Staat also
Milliarden und Abermilliarden von Dollar drucken können, um den
Finanzsektor vor einer weiteren Krise zu retten? Das wäre unmöglich,
weil der Staat nicht die Kontrolle über den Bitcoin hätte. Okay. Aber
wie sollte der Staat auch das Geld drucken, um den Krieg in der Ukraine
zu finanzieren? Denn natürlich wird der Staat keine Kontrolle über die
Geldmenge haben. Geld ist der Schlüssel. Die Geldmenge ist die Säule,
die größte Säule der Macht oder der politischen Macht.
Das ist es, was der Cyberpunk… Ganz am Anfang des Buches habe ich das
Buch mit der Geschichte der Cyberpunk-Gruppe von Informatikern in der
Bay Area in den 1980er Jahren begonnen, und diese Leute wollten den
Schutz des Individuums im Netz garantieren, um den Staat daran zu
hindern, das Netz zu kontrollieren und die Leute im Netz
auszuspionieren. Sie entwickelten ein kryptographisches System, um zu
garantieren, dass die Menschen miteinander kommunizieren können, ohne
vom Staat ausspioniert zu werden, aber sie konnten unmöglich, ich meine,
einen Weg entwickeln, bei dem die Menschen keine Banken benutzen
mussten, um Transaktionen zu tätigen, weil es eine echte Barriere gab.
Wenn man etwas kaufen will, muss man es über eine Bank kaufen, über eine
Kreditkarte, und man muss mit einer Währung bezahlen, die natürlich vom
Staat kontrolliert wird. Und dann kam Satoshi Nakamoto, aber er kam 20
Jahre später. Ich denke also, dass dies jetzt die wirkliche Bedrohung
ist. Das erklärt auch, warum der Staat jetzt versucht, seine eigene
digitale Währung zu schaffen, die keine Kryptowährung ist, aber als
solche angesehen wird. Sie versuchen also aufzuholen, aber ich bin der
festen Überzeugung, dass dies möglicherweise… Wenn Bitcoins wirklich
durchstarten, könnte dies möglicherweise die Struktur des
Nationalstaates verändern.
Chris Hedges:
Lassen Sie uns über Krypto-Anarchie sprechen, und dann haben Sie Julian
Assange erwähnt, und ich möchte, dass Sie seine Opposition zu den
Krypto-Anarchisten durchspielen.
Loretta Napoleoni:
Nun, die Krypto-Anarchisten sind… Die Cyberpunks waren eine Gruppe von
Informatikern, die alle aus den USA kamen. Der einzige, der nicht aus
den USA kam, war Julian Assange. Es war eine sehr seltsame Gruppe von
Leuten, denn sie waren durch die Technologie miteinander verbunden, also
waren sie alle Pioniere in der Informatik, aber politisch waren sie
sehr unterschiedlich. Es gab zum Beispiel eine sehr starke Gruppe von
Libertären, ich meine, die klassischen amerikanischen Libertären, wo der
Staat nichts mit mir zu tun haben sollte, ich kann auf mich selbst
aufpassen, so etwas in der Art.
Aber es gab auch Leute, die waren ziemlich, ich würde nicht unbedingt
rechts, aber fast intellektuell rassistisch, weil diese Leute sehr
intelligent waren, aber ich glaube auch, dass einige dieser Leute
ernsthafte soziale Probleme in der Interaktion hatten. Sie befanden sich
auf dem Asperger-Spektrum. Jedenfalls sprach ein Teil dieser Gruppe von
einer Art Überlegenheit der Intelligenten gegenüber den Menschen. Sie
betrachteten das Volk als eine Art minderwertige Gruppe, die beherrscht
und gelenkt werden musste, weil sie nicht dasselbe Verständnis von Recht
und Unrecht hatte wie sie. Nun, Assange war sehr dagegen.
Sie hatten eine Mailingliste, eine Mailingliste, auf der sich die Leute
austauschen konnten. Wir sprechen hier von der Zeit, als es noch
CompuServe gab, also noch bevor wir das Internet, wie wir es heute
haben, und das Mailsystem hatten. Sie hatten also dieses Mailsystem,
über das sie miteinander reden und Ideen und Vorschläge austauschen
konnten. Innerhalb dieser Mailingliste war alles verschlüsselt, so dass
nur sie es sehen konnten. Es gab einen sehr hitzigen Austausch und eine
Diskussion zwischen dieser Gruppe von Krypto-Anarchisten, wenn man sie
so nennen will, und Assange, der stattdessen sagte: “Das ist ein
Instrument, mit dem wir die Menschen ermächtigen können. Die Menschen
sollten es wissen. Das Volk sollte die Möglichkeit haben, Entscheidungen
zu treffen. Und dann hat Assange natürlich WikiLeaks gegründet, das
genau das getan hat.
Chris Hedges:
Was haben die anderen getan? Denn sie wurden, wie Sie es nennen, die
neuen Raubritter. Sie haben da Beispiele. Uber ist ein gutes Beispiel.
Aber sie haben sich diese Technologie zunutze gemacht, um im
Wesentlichen riesige Kampagnen der Plünderung und Gier gegen den Rest
von uns zu führen.
Loretta Napoleoni:
Nun, ich meine. Wir haben mehrere Beispiele. Fairerweise muss man sagen,
dass die meisten Raubritter nicht unbedingt zur Cyberpunk-Mailingliste
gehörten, obwohl einige von ihnen, vor allem die Gründer, unermesslich
reich wurden, weil sie natürlich von Anfang an in der Branche waren. Sie
hörten also auf zu arbeiten und nahmen mehrere Millionen Dollar mit,
damit sie tun konnten, was sie wollten. Aber ich würde sagen, dass die
Raubritter eher die Generation sind, die direkt nach Leuten wie Assange
kommt. Tatsächlich gibt es einige von ihnen, die jünger sind, 10 Jahre,
nicht sehr viel, aber das sind die, die durch Videospiele zu dieser Art
von Geschäft gekommen sind.
Also, vergessen Sie die Politik. Sehen Sie, ganz am Anfang wurde das
Internet als Instrument zur Stärkung der Menschen und zur Einführung der
Demokratie in der Gesellschaft betrachtet. Dann, ein Jahrzehnt später,
haben wir Kinder, die mit Videospielen aufgewachsen sind und die die
Funktionsweise des Internets sehr gut kennen, und sie erkennen bestimmte
Situationen, in denen sie, wenn sie sich mit Computern auskennen, wenn
sie wissen, wie man programmiert, denn das ist die andere Sache, ein
Geschäftsmodell schaffen könnten, das sie immens bereichern könnte. Und
dann haben sie angefangen. Die erste Welle machte also eine Menge Geld,
verkaufte ihre Unternehmen und wurde dann zu den so genannten
Serienunternehmern.
Was ist der Serienunternehmer? Nun, das ist im Grunde ein Raubritter,
weil er eine Gelegenheit erkannt hat. Sie haben aus dieser Gelegenheit
gelernt. Sie verdienten eine Menge Geld mit dieser Gelegenheit, und dann
beschlossen sie, dieses Modell in einem anderen Sektor in immer
größerem Maßstab zu reproduzieren. All dies war durch Profit motiviert.
Es gibt also absolut keinen Wunsch, etwas zu produzieren, das die
Gesellschaft bereichern könnte. Deshalb spreche ich vom Gemeinwohl.
Möglicherweise liegt das daran, dass diese Leute mit Videospielen
aufgewachsen sind, für sie ist also alles ein Spiel. Verstehen Sie, was
ich meine? Dass es diesen Filter des Internets gibt, der sie nicht
wirklich verstehen lässt, was es bedeutet, ausgebeutet zu werden, oder
ausgebeutet zu werden, würde ich sagen, vom System, aber möglicherweise
auch wegen ihres Egos, denn plötzlich war es das Maximum, was man
erreichen konnte, ein Serienunternehmer zu sein, Jeff Bezos zum
Beispiel, oder Elon Musk oder Peter Thiel zu sein, so dass einem alles
erlaubt wurde, weil man… Außer diesen ursprünglichen Mitgliedern des
Cyberpunk, weil man schlauer ist als die anderen.
Chris Hedges:
Aber sie sind nicht schlauer. Sie sind schlauer, was die Technologie
angeht. Es gibt eine wunderbare Kurzgeschichte von Stefan Zweig über den
Schachweltmeister, von dem jeder denkt, dass er, weil er
Schachweltmeister ist, auch über alles andere Bescheid weiß. Der Clou
der Geschichte ist, dass er in allen anderen Dingen ein Idiot ist. Ich
denke, dass Sie ziemlich gute Arbeit geleistet haben, um zu zeigen, dass
insbesondere Figuren wie Elon Musk und die gesamte Raumfahrtindustrie
Idioten sind. Aber sie wissen, wie man diese neue Technologie nutzt und
ausbeutet.
Lassen Sie uns also ein paar Beispiele nennen. Zuerst möchte ich, dass
du über Blockchains sprichst, und dann möchte ich, dass du das Beispiel
von Uber anführst, weil es ein klassisches Beispiel dafür ist, wie diese
Technologie am Anfang als Köder benutzt wird und dann zu einer Form von
wirklich schrecklicher Unterdrückung wird, wenn sie in Bezug auf Timing
und Ausschluss und all diese Dinge zementiert ist. Aber sprechen Sie
über Blockchains und dann einfach über den Fall Uber.
Loretta Napoleoni:
Nun, ich meine, okay, Blockchain ist das, was wir in Bitcoins haben.
Blockchain könnte also möglicherweise die Art und Weise, wie wir auf
kommerzieller Ebene interagieren, völlig verändern. Sie könnte auch eine
phänomenale Menge an Arbeit überflüssig machen. Jetzt reden wir also
alle davon, dass die KI viele Menschen arbeitslos machen wird, was
absolut richtig ist, aber die Blockchain kommt vor der KI. Sagen wir
also, man braucht keinen Anwalt mehr, wenn man diese Verträge hat, die
intelligente Verträge sind, bei denen der Vertrag besagt, dass, wenn
sich bestimmte Umstände bestätigen, z. B. eine Scheidung, dann wird das
Vermögen automatisch so aufgeteilt, und das wird unterschrieben und
erledigt, und das bleibt in der Blockchain, so dass man nachweisen kann,
dass es zu einem bestimmten Datum gemacht wurde. Dann wird die
Situation verifiziert, und dann sind Sie hier, Sie gehen nicht vor
Gericht, Sie tun nichts, weil Sie bereits die Vereinbarung im Ort haben.
Das ist jetzt ein sehr einfaches Beispiel.
Aber Blockchain könnte auch auf intelligente Autos angewendet werden.
Man könnte also ein fahrerloses Auto haben, das durch einen
intelligenten Vertrag von selbst fährt und nach einer bestimmten Anzahl
von Kilometern einen Ölwechsel vornimmt und zur Werkstatt fährt. Der
Mechaniker oder vielleicht der Roboter wird den Ölwechsel durchführen
und automatisch bezahlen, denn im intelligenten Vertrag, der sich
wiederum in der Blockchain befindet, sind all diese Informationen
enthalten. Wenn eine bestimmte Anzahl von Kilometern erreicht wird, die
verifiziert wird, dann wird all das passieren. Ich meine, das ist es,
was die Blockchain leisten könnte, und das Gleiche gilt für
Abstimmungen.
Nun, es kann positiv sein. Es kann auch negativ sein. Das kommt ganz
darauf an. Das ist das Problem. Das Problem ist, dass all diese
Technologie sehr, sehr positiv für uns sein kann, vorausgesetzt, sie
wird in die Hände der Menschen gelegt und dient dem Gemeinwohl. Nun,
natürlich wird sie von einer begrenzten Anzahl von Individuen
kontrolliert. Hier kommen wir zu Uber, denn letztendlich ist das Konzept
von Uber, das übrigens eine sehr interessante Geschichte hat, weil der
Mann, einer der beiden Gründer von Uber, ein Kanadier ist und sein
erstes Startup für viel Geld verkauft hat und dann nach San Francisco
gezogen ist, wo er für das Unternehmen gearbeitet hat, das eigentlich
sein ursprüngliches Startup gebootet hat, aber er hat nichts gemacht,
richtig?
Er ging also jede Nacht in San Francisco in die Clubs und sah sich
James-Bond-Filme an. Das ist also die Art von Leuten, über die man
spricht, okay, diese Kids. Als er sich Casino Royale ansah, sah er, dass
James Bond sein Auto mit dem Smartphone über eine Karte anrief, um ihn
im Casino abzuholen. Da kam ihm die Idee, ein System zu entwickeln, das
das Smartphone und die Karten, die Google gerade auf den Markt gebracht
hatte, nutzt, um nach einem Clubbesuch ein Taxi zu rufen. Das Problem
war, dass man keine Taxis finden konnte, weil es in San Francisco einen
Mangel an Taxis gab. So kam er auf die Idee, Mietautos zu verwenden, die
blauen Autos, die man mieten kann, was wir in Großbritannien Minicabs
nennen, und sie auf eine Karte zu setzen, so dass man auf der Karte
interagieren und sie anrufen und sehen kann, wer verfügbar ist und bla,
bla, bla. So kam er also auf die Idee. Und dann hat er schließlich die
erste Uber-App entwickelt, dank der Technologie.
Natürlich kannte er die Technologie, denn er war jemand, der sich mit
Technologie auskannte oder etwas von Technologie verstand. Die
Minicab-Firma im Vereinigten Königreich, die diese Art von
Dienstleistung erbrachte, kannte die Technologie nicht, also konnten sie
es nicht tun. Sie konnten die App nicht selbst entwickeln. Heute hat
jeder eine App, aber wir sprechen hier von einer Zeit, in der das
wirklich eine großartige Idee war. Und dann hatte er die Idee, warum
diese Autos benutzen, warum nicht normale Autos benutzen? Warum nicht
normale Leute benutzen, so dass die Leute etwas dazuverdienen können,
indem sie Leute über die App herumfahren? Anfangs war es für die Fahrer
und die Fahrgäste sehr attraktiv, weil es sie zusammenbrachte… Es war
also ein System, bei dem er zwei Menschen zusammenbrachte, die gerne
miteinander Geschäfte machen wollten. Ich meine, die Fahrer waren alle
selbständig, also bekamen sie einen guten Lohn für ihre Arbeit, aber
dann, als sich das System entwickelte, änderte sich alles, natürlich
wegen der Gier. Uber nimmt also immer mehr und mehr Prozente von den
Fahrern, und dann fängt es auch noch an, den Fahrer zu konditionieren,
indem es ihn zwingt, bestimmte Fahrten anzunehmen.
Chris Hedges:
Nun, und den Fahrer zu bestrafen, wenn er das nicht tut. Ich glaube, in
dem Buch haben sie 15 Minuten oder so, und wenn sie nicht annehmen,
können sie nicht einmal Arbeit bekommen.
Loretta Napoleoni:
Ja, genau. Wenn man dann drei Fahrten hintereinander nicht annimmt, wird
man für 24 Stunden oder für 24 Stunden ausgesperrt. Aber sehen Sie, ich
meine, ich war gerade in Calgary und wurde von einem Uber-Fahrer
abgeholt, und dieser Typ erzählte mir, dass er seinen Job verloren
hatte. Ich glaube, er kam aus Westafrika. Er hatte eine Familie, ein
neues Baby, ein weiteres Kind. Die Frau arbeitete nicht, er hatte seinen
Job verloren, und er fuhr Uber, um sein Gehalt aufzubessern, aber jetzt
fuhr er die ganze Zeit. Er erzählte mir, dass sich die Situation
überhaupt nicht verändert hat. Ich meine, Uber nimmt einen großen,
großen Anteil von jeder einzelnen Fahrt. Ich fragte ihn: “Warum
arbeitest du nicht für ein Taxiunternehmen?” Er sagte: “Es gibt keine
Taxiunternehmen.”
Sehen Sie, das ist die andere Sache, denn Uber hat an bestimmten Orten,
nicht überall, aber an bestimmten Orten, die gesamte Konkurrenz aus dem
Markt verdrängt. Das ist ein weiteres Element dessen, worüber ich in
meinem Buch spreche. Diese Leute waren in der Lage, eine
oligopolistische Position für sich selbst und die wenigen anderen Leute
zu schaffen, die die Technologie beherrschen und alle anderen
verdrängen. Das sollte nicht passieren, denn das ist wiederum
Wettbewerbspolitik, aber der einzige Ort, an dem man tatsächlich
versucht, sie zu stoppen und das Wettbewerbsrecht durchzusetzen, ist die
EU. In den USA herrscht ein völlig wilder Markt.
Chris Hedges:
Nun, sie umgehen auch Gesetze, Arbeitsgesetze und Vorschriften. Da es
sich um eine neue Technologie handelt, gibt es keine wirkliche Aufsicht
und sie nutzen das aus. Es gibt eine Menge in dem Buch. Ich möchte nur
zum Schluss kommen, weil Sie am Ende des Buches auf die
Weltraumforschung von SpaceX und die ökologische Seite eingehen, aber
hier legen Sie wirklich dar, dass diese Leute technologisch ziemlich
begabt sind, aber in Bezug auf das Verständnis der Realität, der Welt um
sie herum und natürlich dessen, was uns im Moment der Klimakatastrophe
bevorsteht, sind sie völlig ahnungslos. Sie bringen diese ganze Idee,
dass wir alle auf dem Mars oder so leben werden, auf den Punkt. Also,
lassen Sie uns abschließen…
Loretta Napoleoni:
Ist das nicht absurd?
Chris Hedges:
Natürlich ist es völlig absurd, aber lassen Sie uns darüber reden, denn
sie halten es nicht für absurd. Ich meine, Sie schreiben tatsächlich die
Physik dessen auf, was die Schwerelosigkeit mit Ihrem Körper macht… Sie
zerstört Ihren Körper. Ich meine, es ist nicht einmal nachhaltig. Aber
nur zu, ich lasse Sie reden.
Loretta Napoleoni:
Nun, ich meine, ich habe lange gebraucht, um diesen Abschnitt zu
schreiben. Ich musste Ärzte für mich arbeiten lassen, um es zu
verstehen, denn, okay, Elon Musk und Jeff Bezos kommen so rüber, als ob
sie alles wissen. Weil man denkt, wenn diese Leute Milliardäre werden,
muss ich natürlich glauben, was sie sagen. Das stimmt aber nicht, denn
es ist absolut nicht wahr. Der Grund, warum sie davon sprechen, zum Mars
zu fliegen, zu kolonisieren, eine multiplanetare Zivilisation zu sein
und so weiter, ist, dass diese Art von Gedanken die Menschen anspricht,
weil sie gerne davon träumen, dass wir in der Lage sind, das Universum
zu erobern.
Durch diese Anziehungskraft können sie das eigentliche Ziel erreichen,
nämlich die Besiedlung der niedrigen Erdumlaufbahn. Der einzige Ort, an
dem der menschliche Körper für eine begrenzte Zeit im Weltraum leben
kann, also maximal ein Jahr mit massiven Übungen, um das Phänomen der
Bindungsdichte aufgrund der fehlenden Schwerkraft zu reduzieren, ist die
niedrige Erdumlaufbahn, weil die niedrige Erdumlaufbahn immer noch ein
wenig Schwerkraft hat, so dass man nicht völlig aus der Schwerkraft
heraus ist. Der Grund, warum sie die niedrige Erdumlaufbahn kolonisieren
wollen, ist, dass dort die Geschäfte der Zukunft abgewickelt werden
sollen. Ich meine, vergessen Sie den Mond, vergessen Sie die Asteroiden.
Ich meine, selbst wenn wir in einer nicht allzu fernen Zukunft
Asteroiden abbauen könnten, werden wir dies mit Robotern tun müssen, und
die Roboter werden in der niedrigen Erdumlaufbahn leben müssen. Das
wird also das Zentrum für die Verteilung der Aktivitäten sein, um den
Weltraum abzubauen. Der Grund, warum sie die niedrige Erdumlaufbahn
besiedeln wollen, ist jedoch die Telekommunikation. Weil sie dort
Satelliten aufstellen und wir hier sind, werden sie unsere Daten
auswerten, unsere Gehirne im Grunde durch ihre Satelliten aussaugen. Es
gibt bereits Orte auf der Welt, zum Beispiel im Norden Kanadas, ganz im
Norden Kanadas, wo es kein Internet gibt. Das einzige Internet ist
Starlink. Elon Musk ist also der Einzige, der an Orten im Pazifik oder
im Atlantik, an denen es kein Internet gibt, Internet zur Verfügung
stellt. Über Starlink kann man also sehr gutes Internet bekommen.
Nun möchte ich noch etwas hinzufügen: Warum sind diese Daten so wichtig?
Jeder sagt: “Oh ja, mit Daten haben sie es geschafft, Wahlen zu
manipulieren.” Nun, die Wahrheit ist, dass die Daten mit KI jetzt auch
die grundlegenden Faktoren für die Zukunft der Kriegsführung sein
werden. Ohne diese Daten wird man nicht mehr in der Lage sein, einen
Krieg zu führen. Derjenige, der über die meisten Daten verfügt, denn so
verbessert sich die KI tatsächlich, wird einen deutlichen Vorteil
gegenüber allen anderen haben. Der Grund, warum sie uns und den
Regierungen einen Schritt voraus sind, liegt darin, dass die meisten
Menschen und die meisten Regierungen sich nicht einmal die Mühe machen
zu verstehen, worum es bei der technologischen Revolution geht.
Es ist also unsere Schuld, und das ist es, was ich in dem Buch sage, wir
müssen daraus aufwachen. Ich meine, wir sind schlafgewandelt. Das ist
das Ende des Buches. Ich sage: “Wir schlafwandeln in die Dystopie und
merken es nicht einmal.” Wir denken, dass alles fantastisch ist, weil
wir uns auf Instagram sehen können, wir können auf Facebook miteinander
reden, und wir verstehen es nicht. Ich hoffe also, dass das Buch dazu
beiträgt, ein wenig über Technologie zu lehren und den Menschen zu
helfen, aufzuwachen.
Chris Hedges:
Nun, weil es auf Platons Höhle zurückgeht, haben sie uns ziemlich
effektiv mit den Apps und den Bildschirmen hypnotisiert, während sie uns
auf eine sehr reale Art und Weise, nicht nur finanziell, sondern auch
in Bezug auf die Herstellung eines Elektroautos, in den Bann gezogen
haben. Wenn Sie damit fertig sind, sind Ihre Kohlenstoffemissionen, ich
glaube, Sie schreiben, dass die Herstellung von Autos, die mit fossilen
Brennstoffen betrieben werden, tatsächlich mehr ist, aber es ist alles
ein Spiel. Es ist ein sehr bösartiges Spiel, während wir auf einen
Systemkollaps zusteuern.
Loretta Napoleoni:
Ja, genau, Systemzusammenbruch, aber aufgrund von Unwissenheit. Ich
meine, schau, dieser Winter, zum Beispiel, ist immer mit dem Tesla
passiert. Ich meine, bei minus 15, minus 20 Grad funktioniert der Tesla
nicht mehr. Es braucht nicht viel, um das zu wissen, denn wenn Sie Ihr
iPhone haben und nach Finnland fahren und es ist minus 20, funktioniert
Ihr iPhone innerhalb weniger Minuten nicht mehr, weil die Batterien leer
sind, weil das mit den Lithiumbatterien passiert ist. Aber wie ist das
möglich? Daran hat noch niemand gedacht. Wie ist es möglich, dass
niemand Elon Musk damit konfrontiert hat, als er seinen Tesla auf den
Markt brachte und all diese Dinge produzierte, und sagte:
“Entschuldigung, aber okay, Sie können in Kalifornien fahren, wo das
Wetter nie unter Null sinkt”, aber was passiert, wenn Sie in den
skandinavischen Ländern fahren? Ich meine, was tun Sie, um das Abflachen
der Lithiumbatterien zu verhindern?
Ich glaube, dass viele Journalisten ihre Arbeit nicht mehr richtig
machen, weil sie kein Geld haben, denn ich meine, Zeitungen und
Zeitschriften haben kein Geld, aber die Regierung, um Himmels willen,
die haben Geld, also warum gibt es keine Expertise von der Regierung,
die diese Art von Informationen anfechten, die über die verschiedenen
Kanäle verbreitet werden, die diese Leute kontrollieren?
Chris Hedges:
Nun, um diese technologische Revolution aufrechtzuerhalten, beschleunigt
sie, wie Sie in Ihrem Buch darlegen, unseren Angriff auf den Planeten.
Einerseits bekommen wir natürlich all diese Gadgets und Spielzeuge, aber
in Wirklichkeit vernichten wir… Damit diese Revolution stattfinden
kann, vernichten wir die Zukunft, die uns noch bleibt.
Loretta Napoleoni:
Deshalb ist die Idee eines kolonisierten Mars Teil der Erzählung, denn
die Wahrheit ist, dass, wenn man den Menschen sagt: “Macht euch nicht zu
viele Sorgen über den Klimawandel. Macht euch nicht zu viele Sorgen um
die Überbevölkerung.” Sollen wir auch über Überbevölkerung sprechen?
Denn wir werden hingehen und den Mars kolonisieren, und dann wird der
Mars so schön sein wie die Erde, oder Jeff Bezos kommt mit diesen
verrückten Ideen, künstliche Planeten zu schaffen, auf denen natürlich
Menschen leben könnten. Es gibt einen Film, ich glaube, er heißt
Elysium. Es ist ein Film, in dem es einen dieser künstlichen Planeten
gibt, wo die armen Leute auf der Erde sind, sie werden zurückgelassen,
bla, bla, und all die reichen Leute leben auf diesen künstlichen
Planeten, die absolut schön sind, und sie sehen natürlich alle aus wie
Kalifornien, wo das Wetter immer schön ist. Es ist nicht kalt, blah,
blah. Wenn man in diese Falle tappt, macht man sich natürlich nicht so
viele Sorgen um den Planeten, weil man denkt: “Na ja, es gibt eine
Lösung.” Nun, nein, es gibt keine Lösung. Dies ist der einzige Planet,
den wir haben. Wenn wir diesen Planeten nicht retten, werden unsere
Enkelkinder nicht überleben können.
Chris Hedges:
Und genau darum geht es in dem Buch.
Loretta Napoleoni:
Deshalb ist die Idee eines kolonisierten Mars Teil der Erzählung, denn
die Wahrheit ist, dass, wenn man den Menschen sagt: “Macht euch nicht zu
viele Sorgen über den Klimawandel. Macht euch nicht zu viele Sorgen um
die Überbevölkerung.” Sollen wir auch über Überbevölkerung sprechen?
Denn wir werden hingehen und den Mars kolonisieren, und dann wird der
Mars so schön sein wie die Erde, oder Jeff Bezos kommt mit diesen
verrückten Ideen, künstliche Planeten zu schaffen, auf denen natürlich
Menschen leben könnten. Es gibt einen Film, ich glaube, er heißt
Elysium. Es ist ein Film, in dem es einen dieser künstlichen Planeten
gibt, wo die armen Leute auf der Erde sind, sie werden zurückgelassen,
bla, bla, und all die reichen Leute leben auf diesen künstlichen
Planeten, die absolut schön sind, und sie sehen natürlich alle aus wie
Kalifornien, wo das Wetter immer schön ist. Es ist nicht kalt, blah,
blah. Wenn man in diese Falle tappt, macht man sich natürlich nicht so
viele Sorgen um den Planeten, weil man denkt: “Na ja, es gibt eine
Lösung.” Nun, nein, es gibt keine Lösung. Dies ist der einzige Planet,
den wir haben. Wenn wir diesen Planeten nicht retten, werden unsere
Enkelkinder nicht überleben können.
Chris Hedges:
Und genau darum geht es in dem Buch.
Loretta Napoleoni:
Ja, das ist der Punkt des Buches. Wenn all diese Technologie dem
Gemeinwohl dienen würde, könnte diese Technologie alles umkehren, sie
könnte den Klimawandel umkehren. Natürlich wird sie das Problem der
Überbevölkerung nicht lösen, das ist ein Problem, das wir auf andere
Weise angehen müssen, aber die Technologie könnte zum Beispiel eine
Null-Energieproduktion für den gesamten Planeten ermöglichen. Man kann
Solarkraftwerke in die niedrige Erdumlaufbahn bringen, die die
Sonnenstrahlen nutzen und dann durch Mikrowellennachrichten,
Mikrowellenstrahlen, zur Erde senden, und sie können den gesamten
Planeten mit Strom versorgen. Wissen Sie, wer diese Technologie im
Moment nutzt? Ich meine, die USA nutzen diese Technologie, um die
Mikrowellenwaffe herzustellen.
Chris Hedges:
Das ist richtig. Es kommt darauf an, wer sie hat. Technologie ist eine neutrale Kraft.
Loretta Napoleoni:
Ganz genau. Ganz genau.
Chris Hedges:
Sie dient dem, der sie kontrolliert. Leider leben wir in einem
Zeitalter, in dem die Technokapitalisten und die Konzerne uns in ihrem
Todesgriff haben. Das war Loretta Napoleoni, Autorin von
Technokapitalismus: The Rise of the New Robber Barons and the Fight for
the Common Good. Ich möchte dem Real News Network und seinem
Produktionsteam, Cameron Granadino, Adam Coley, David Hebden und Kayla
Rivara, danken. Sie können mich unter chrishedges.substack.com finden.
https://therealnews.com/technocapitalism-our-dystopian-present-and-future
Anti‑Israel‑Genozid Proteste erinnern immer stärker an Anti‑Vietnamkrieg Bewegung
LZ
29. April
von Dr. Peter F. Mayer - https://tkp.at
Der Krieg Israels gegen die Palästinenser mit Völkermord und
Kriegsverbrechen, haben weltweit eine vor allem von Studenten getragene
Protestbewegung hervorgerufen. Wer sich noch an die Anfänge der Bewegung
gegen die US-Kriegsverbrechen im Vietnamkrieg erinnert, wird klare
Parallelen erkennen. Die jüngere Generation und Studenten haben
weitgehend die Covid-Maßnahmen und den damit verbundenen Autoritarismus
und Totalitarismus hingenommen.
In den späten 1960er Jahren kam es zu heftigen Auseinandersetzungen und
vielen US-Universitäten. Polizei und Nationalgarden wurden von der
Regierung Nixon und den Bundesstaaten auf den Campus von Universitäten
losgelassen um die Proteste mit Gewalt niederzuschlagen. Ähnliches
passiert jetzt. Der in Fragen von Corona vernünftige Gouverneur von
Texas zeigt sich als faschistischer Hardliner:
„Verhaftungen werden gerade vorgenommen und werden fortgesetzt, bis sich die Menge auflöst.
Diese Demonstranten gehören in den Knast.
Antisemitismus wird in Texas nicht geduldet. Punkt.
Studenten, die sich an hasserfüllten, antisemitischen Protesten an
einem öffentlichen College oder einer Universität in Texas beteiligen,
sollten von der Schule verwiesen werden.“
Der Vorwurf des Antisemitismus ist im Zusammenhang mit dem Krieg gegen
die Palästinenser ohnehin kompletter Schwachsinn, denn die mittlerweile
35.000 ermordeten palästinensischen Zivilisten, vorwiegend Frauen,
Kinder und ältere Menschen, sind Semiten. Menschen mit jüdischer
Religion machen nur 2 Prozent der Semiten aus, die überwiegende Mehrheit
sind Moslems, Christen und Atheisten.
Auf der Webseite des „Ron Paul Institute For Peace and Prosperity“ des
langjährigen Kongressabgeordneten und Spitzenpolitiker der Republikaner
Ron Paul, schreibt Daniel McAdams, einer der Direktoren des Institut,
über dieses Abbot Posting:WERBUNG
„Kurz nachdem er die schwer bewaffnete Staatsmiliz auf die
protestierenden Studenten gehetzt hatte, veröffentlichte Abbot diesen
Tweet:
Abbotts pauschale Anschuldigung, dass diese Proteste auf den ersten
Blick antisemitisch seien, wird durch die Tatsache widerlegt, dass Juden
im ganzen Land an den Massenaktionen teilnehmen, auch auf dem
Universitätsgelände.
Es wird eindeutig versucht, die berechtigte Sorge über das
Abschlachten Zehntausender palästinensischer Zivilisten – und
Hunderttausender, die vom Hungertod bedroht sind – mit einem pauschalen
Hass auf jüdische Menschen in einen Topf zu werfen. Aber die Jugend
kauft das nicht ab. Es ist also an der Zeit, die militarisierte Polizei
zu schicken, um friedliche Proteste und den ersten Verfassungszusatz zu
unterbinden.
Im Fall von Texas wies ein frecher konservativer Twitter/X-Nutzer
darauf hin, dass „Abbott mehr Truppen geschickt hat, um friedliche
Proteste an der UT zu beenden, als um die Grenze zu sichern“.
Autsch – aber aufschlussreich.
Andere Beobachter haben in ähnlicher Weise auf die Heuchelei des
massiven Einsatzes militarisierter Polizei zur Niederschlagung eines
friedlichen politischen Protests hingewiesen und eine Videomontage von
Polizisten, die amerikanische Universitätsstudenten verprügeln und
verhaften, mit den Worten kommentiert: „Stellen Sie sich vor, wenn
dieses Video aus der Teheraner Universität im Iran käme, würden unsere
Politiker und Medien endlos nach einem Regimewechsel rufen.“
Hier noch ein Beispiel aus New York: Orthodoxe Juden unterstützen
Studenten der Columbia University in New York City bei ihrem Protest
gegen Israels Vorgehen gegen Palästinenser in Gaza.
Der Artikel von McAdams trägt den Titel „Tin Soldiers and Nixon Coming…“
(Zinnsoldaten und Nixon im Anmarsch…). McAdams erkennt darin starke
Ähnlichkeiten wie bei den Protesten gegen die US-Verbrechen in Vietnam:
„Die Aktionen der Studenten an den Universitäten gegen die
Beteiligung der USA an Israels Abschlachten des Gazastreifens sind im
ganzen Land explodiert. Plötzlich liegt ein Gefühl in der Luft, das an
die Proteste gegen den Vietnamkrieg erinnert, als sie sich 1968 endlich
durchsetzten und bald darauf den Lauf der amerikanischen Geschichte
veränderten.
Beide Protestbewegungen wurden von denselben Kräften des
Mainstream-Links/Rechts-Regimes und dem, was der libertäre
Schriftsteller Jacob Hornberger zu Recht den „Nationalen
Sicherheitsstaat“ nennt, vollständig dämonisiert. Ich würde die
Mainstream-Medien von Fox bis MSNBC hinzufügen. Heutzutage haben die
Amerikaner jedoch über einige soziale Medien relativ viel mehr
Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung. Der Krieg der US-Regierung
gegen einen dieser Kanäle – TikTok – könnte die Proteste ebenfalls
anheizen, da dieser Kanal besonders bei jüngeren Amerikanern beliebt ist
und für sie zu einer Plattform geworden ist, auf der sie objektivere
und unabhängigere Ansichten über die Geschehnisse in Gaza erfahren
können. Es ist kein Zufall, dass nicht lange nachdem Jonathan Greenblat
von der Anti-Defamation League auf Band aufgenommen wurde, wie er sich
panisch über den Meinungsumschwung der jüngeren Generation weg von der
Loyalität zu Israel äußerte, eine große PR-Aktion über die „chinesische
Infiltration“ der Plattform sowie Forderungen nach einem Verbot der
beliebten Anwendung aufkamen.
„Wir haben ein großes, großes, großes Generationsproblem (TikTok)“,
sagte Greenblat. In der vergangenen Woche stimmten beide Kammern des
Kongresses für ein Verbot von TikTok. Problem gelöst? Nicht ganz.
Also zurück zu den Protesten.
Zehntausende von Studenten von der New Yorker Columbia University
bis zur University of Southern California haben sich erhoben, um ein
Ende der US-Unterstützung für Israels 200 Tage andauernde totale
Zerstörung des Gazastreifens als Vergeltung für den blutigen Überfall
der Hamas auf israelisches Gebiet am 7. Oktober zu fordern.
Bis heute sind mehr als 35.000 palästinensische Zivilisten in Gaza
getötet worden, darunter schätzungsweise 15.000 Kinder. Die Hamas
hingegen ist Berichten zufolge nicht nennenswert geschwächt, und ihr
gewaltiges Tunnelsystem bleibt intakt. Der ehemalige General der
israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Yitzhak Brick, erklärte
gegenüber der israelischen Zeitung Maariv, dass Israel den Krieg gegen
die Hamas bereits verloren habe und dies zugeben müsse.
Die wilde Unverhältnismäßigkeit der israelischen Reaktion hat das
Gefühl der Abscheu und die Forderung nach Gerechtigkeit unter der Jugend
des Landes belebt und entfacht. In jüngster Zeit waren die grausamen
Details des israelischen Massenmordes an Hunderten von Patienten im
Nasser-Krankenhaus in Gaza – viele von ihnen wurden mit gefesselten
Händen und Füßen aufgefunden – möglicherweise der letzte Strohhalm, der
zu Massenaktionen von Studenten im ganzen Land führte.
Als die Welle der Studentenproteste am Mittwoch den Bundesstaat Lone
Star erreichte, verschwendete der texanische Gouverneur Gregg Abbott
keine Zeit und rief die Texas State Troopers an, um den Protest an der
Universität von Texas zu zerschlagen. Schwer bewaffnete Polizisten –
einige davon auf Pferden – marschierten auf den Campus und versuchten,
die Menge der Demonstranten zur Auflösung zu zwingen. Wie zu erwarten
war, geriet die Situation sehr schnell außer Kontrolle, und die Trooper
griffen die Teilnehmer des zunächst friedlichen Protests an und
verhafteten sie.
Im ganzen Land verhalten sich viele „Einflussnehmer“ der
professionellen politischen Rechten wie die „aufgeweckten
Schneeflocken“, die sie verhöhnt haben, und fordern, dass unsere
grundlegende Freiheit, sich frei zu versammeln und unsere Meinung zu
äußern, in diesem speziellen Fall aufgrund des Themas geändert wird.
….
Wie so oft wird das Vorgehen staatlicher Akteure gegen diese
Protestbewegung die Bewegung nur stärken. Wir haben noch nicht einmal
den Anfang von dem gesehen, was uns bevorsteht.
Umfragen zeigen deutlich, dass eine beträchtliche Mehrheit in
Amerika der Meinung ist, dass Israel mit seiner Reaktion auf den 7.
Oktober viel zu weit gegangen ist. Zum ersten Mal in meinem Leben ist
Amerika mehrheitlich gegen Israel, und dieser Wandel ist mehr als alles
andere ein Generationswechsel. Daher die Panik von Greenblat.
….
Am 4. Mai jährt sich zum 54. Mal der Tag, an dem Nixons
Nationalgarde vier Studenten an der Kent State University in Ohio
tötete, weil sie gegen unsere Tötungskommandos in Vietnam protestiert
hatten (Massaker von My Lai). Werden Soldaten in den USA wieder
anfangen, Demonstranten niederzumetzeln?“
Die Bewegung an den US-Universitäten beruht offenbar auch auf
wissenschaftlichen Untersuchungen. Eine der führenden Unis bei den
Protestbewegungen ist die New Yorker University of Columbia. Im Jahr
2021 veröffentlichte die Columbia Undergraduate Law Review der Columbia
University in New York eine längere Betrachtung zum Thema Recht auf
Selbstverteidigung, das Israel gegenüber Hamas und den anderen
Palästinensern in der Westbank immer behauptet. Die Untersuchung kommt
zum Schluss, dass Besatzungsmächte kein Recht auf Selbstverteidigung
haben, die Menschen in den besetzen Gebieten – in diesem Fall Gaza,
große Teile der palästinensischen Westbank, die Golan Höhen und
Ost-Jerusalem – aber sehr wohl. Mehr dazu hier.
Die Parallelen zwischen 1968 und 2024 sind frappierend. Ob die weitere
Entwicklung ähnlich verlaufen wird? Zu hoffen ist, dass wieder eine
starke Friedensbewegung entsteht, die auch für Demokratie und
Grundrechte und gegen deren Beschneidung durch globalistische
Organisationen wie EU; WHO oder UNO eintritt.
Bidl: Screenshot Video auf X
https://tkp.at/2024/04/28/anti-israel-genozid-proteste-erinnern-immer-staerker-an-anti-vietnamkrieg-bewegung/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_source_platform=mailpoet&utm_campaign=daily-notification
Die Gefahr wird realer: Dringen Putins Warnungen vor einem Atomkrieg zu den Amerikanern durch?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 26. APRIL 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
Von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru
Westliche Medien und Politiker lügen ständig, Russland drohe mit einem
Atomkrieg. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn Russland warnt immer
eindringlicher vor der Gefahr eines Atomkrieges, aber offenbar versteht
man im Westen gar nicht, mit welchem Feuer man spielt.
Man kann durchaus sagen, dass in russischen Expertenkreisen eine
gewissen Verzweiflung vorherrscht, weil die westlichen Eliten offenbar
nicht verstehen, mit welchem atomaren Feuer sie spielen. Wer meint, eine
Nuklearmacht sei militärisch besiegbar, der scheint vergessen zu haben,
dass auch die zurückhaltendste Atommacht Gegner im Falle des eigenen
Untergangs seine Gegner mit in den Untergang reißen würde. Das gilt für
Israel, das aus diesem Grunde nicht mehr ernsthaft angegriffen wurde,
seit es ein offenes Geheimnis ist, dass Israel die Atombombe hat. Das
gilt aber auch für alle anderen Atommächte, inklusive Russland.
Im Westen wird hingegen fabuliert, Russland dürfe in der Ukraine nicht
gewinnen, oder sogar, Russland müsse den Krieg verlieren. Spätestens
letzteres würde bei dem Krieg an Russlands Grenze aus russischer Sicht
die Gefahr des Endes des russischen Staates bedeuten, was zwangsläufig
dazu führen würde, dass Russland sich gezwungen sehen würde, als letzte
Chance auf Atomwaffen zu setzen.
Das ist keine bahnbrechende Erkenntnis, die USA und alle anderen Atommächte würden ja nicht anders handeln.
Trotzdem eskaliert der Westen weiter, erhöht die Einsätze und verschärft
seine Rhetorik, was am Ende zur atomaren Katastrophe führen dürfte. Es
ist ja kein Krieg an den Grenzen der USA, der die Existenz der USA
gefährden würde, wenn der Krieg verloren geht. Man sollte im Westen mal
wieder anfangen, die Dinge auch aus der Sicht des Gegners zu sehen und
sich die Situation umgekehrt vorstellen.
Offenbar ist den Eliten im Westen nicht bewusst, mit welchem Risiko sie
spielen, und diese Sorglosigkeit und dieses Unverständnis der
Entscheidungsträger im Westen sind es, die russische Experten
buchstäblich zur Verzweiflung bringen. Schon im letzten Sommer hat ein
sehr einflussreicher russischer Experte in einem in Russland heiß
diskutierten Aufsatz gefordert, Russland solle irgendwo in Europa,
beispielsweise in Polen, eine kleine Atombombe zünden, damit der Westen
endlich versteht, worum es tatsächlich geht.
Der Experte hatte die Eskalationspolitik des Westens analysiert und sah
keine andere Möglichkeit mehr, einen großen Atomkrieg zu verhindern, als
einen nuklearen „Warnschuss“, um die Traumtänzer in den westlichen
Regierungen endlich aus ihren unrealistischen Vorstellungen zurück in
die harte Wirklichkeit zu holen.
Auch Präsident Putin hat im Februar in seiner Rede an die Nation auf
diese Gefahr hingewiesen, ohne dass es im Westen jemand gehört hätte.
Nun aber scheinen einige einflussreiche Kolumnisten in der USA doch
begonnen zu haben, das Thema zu verstehen. Darüber hat Andrej Schitow,
einer besten USA-Kenner Russlands, bei der TASS einen ausgesprochen
lesenswerten Artikel verfasst, den ich übersetzt habe.
Beginn der Übersetzung:
Debatte über nukleare Drohungen: Dringen Putins Warnungen zu den Amerikanern durch?
Andrej Schitow über die Frage, ob man sich öfter mal einen Atomkrieg vorstellen sollte
In seiner Februar-Rede vor der russischen Föderalversammlung erinnerte
der russische Präsident Wladimir Putin an „das Schicksal derer, die
einst ihre Kontingente in unser Landes geschickt haben“. „Aber jetzt
werden die Konsequenzen für mögliche Interventionisten noch viel
tragischer sein“, warnte er. „Sie müssen endlich begreifen, dass auch
wir Waffen haben … die Ziele auf ihrem Gebiet treffen können.“
„Und alles, was sie sich jetzt ausdenken, womit sie die ganze Welt in
Angst und Schrecken versetzen, all das droht wirklich zu einem Konflikt
mit dem Einsatz von Atomwaffen zu werden, was die Zerstörung der
Zivilisation bedeutet – verstehen die das nicht?“, fuhr der russische
Präsident fort und fügte hinzu, dass die Leute, um die es geht,
anscheinend „schon vergessen haben, was Krieg ist“.
Ich habe Angst, es heraufzubeschwören, aber das von Putin geforderte
Verständnis scheint im öffentlichen Bewusstsein der USA allmählich
aufzutauchen – wenn nicht in der herrschenden Elite selbst, so doch
zumindest bei denen, die ihr medial und ideologisch dienen. Kürzlich
haben zwei der führenden liberalen Zeitungen des Landes – zuerst die New
York Times und dann der Boston Globe – ausführliche redaktionelle
Kommentare zum Thema der nuklearen Sicherheit abgegeben. Der Boston
Globe veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel „Wir müssen anfangen,
uns über die Bombe Sorgen zu machen“, begleitet von einem Video mit dem
Titel „Russland beschuldigt die Ukraine, eine Nuklearanlage angegriffen
zu haben“, in dem Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, dass die
ukrainischen Angriffe auf das Kernkraftwerk Saporoschje eine „sehr
gefährliche Provokation“ seien.
„Zeit, zu protestieren“
Das März-Special At the Brink der New York Times ist ein multimediales
Paket über nukleare Bedrohungen; ich kann mich nicht erinnern, dass ich
in den mehr als vier Jahrzehnten, in denen ich die Zeitung lese, jemals
etwas Vergleichbares gesehen habe. Der einleitende Essay der Redakteurin
der Kolumnenseite, Kathleen Kingsbury, trägt den Titel „Es ist Zeit,
wieder gegen Atomkriege zu protestieren“. In einem der Texte des
Hauptautors des Projekts, William Hennigan, wird betont: „Selbst ein
begrenzter Atomkrieg kann katastrophale Folgen haben. Im Jahr 2022
zeigte eine wissenschaftliche Studie, dass bei der Zündung von 100
Bomben der Größe von Hiroshima – weniger als ein Prozent des geschätzten
weltweiten Atomwaffenarsenals – in bestimmten Städten mehr als fünf
Millionen Tonnen Ruß in die Luft geblasen werden könnten, der den Himmel
bedeckt, die globalen Temperaturen senkt und die größte globale
Hungersnot der Geschichte verursacht. Schätzungsweise 27 Millionen
Menschen könnten sofort sterben und bis zu 255 Millionen weitere würden
in den folgenden zwei Jahren hungern und sterben.“
Die Zeitung berichtet, dass sie ihr Projekt etwa ein Jahr vorbereitet
hat. Sie schreibt: „Diese Geschichte darüber, was auf dem Spiel stünde,
wenn auch nur eine kleine Atomwaffe eingesetzt würde, basiert auf
Modellrechnungen, Recherchen und Hunderten von Stunden an Interviews mit
Menschen, die eine Atomexplosion überlebt haben, die ihr Leben der
Erforschung eines Atomkriegs gewidmet haben oder die Pläne für das, was
danach passieren würde, gemacht haben.“
Der New York Times zufolge enthüllt sie nun „zum ersten Mal die
Details“, wie Washington und Kiew „fast zwei Jahre mit der Planung
dieses Szenarios verbrachten haben“; wie im Herbst 2022 die
Wahrscheinlichkeit eines Atomschlags als Reaktion auf die geplante
Invasion der Krim durch ukrainische Streitkräfte von den
US-Geheimdiensten „auf 50:50“ geschätzt wurde; wie die USA, „auf das
Schlimmste vorbereitet, eilig Ausrüstung und Vorräte nach Europa
brachten“, einschließlich Probenentnahmegeräten und „mehr als tausend
Handdosimetern“. Beachten Sie dabei übrigens, wie Washington die
wahrscheinlichen Folgen der ukrainischen „Gegenoffensive“ einschätzte,
die sie selbst angezettelt hatten.
Das „Tiger Team“
Die New York Times berichtet auch, wie „viel früher, nur vier Tage nach
dem Beginn“ der russischen Militäroperation, eine spezielle
behördenübergreifende Arbeitsgruppe mit dem Namen „Tiger-Team“ im Stab
des Weißen Hauses unter dem Dach des Nationalen Sicherheitsrates der USA
eingerichtet wurde, um „ein neues nukleares Playbook zu entwickeln, das
Pläne und Reaktionen für verschiedene Situationen beschreibt“. Dieses
„detaillierte Menü diplomatischer und militärischer Optionen“, das „für
den Fall eines nuklearen Angriffs in der Ukraine“ entwickelt wurde,
wartet nun laut der Zeitung im Eisenhower Executive Office Building,
direkt neben dem Westflügel des Weißen Hauses, wo sich das Oval Office
des US-Präsidenten befindet, bis seine Zeit kommt.
In dem Bericht heißt es schließlich, dass der russische
Verteidigungsminister Sergej Schoigu am 23. Oktober 2022 seine Kollegen
aus den USA, Großbritannien, der Türkei und Frankreich anrief, um sie
vor einer möglichen Provokation durch die ukrainischen Streitkräfte mit
einer „schmutzigen Bombe“ zu warnen. Der Zeitung zufolge „glauben viele
in Washington“, dass das der Moment des „größten Risikos eines
Atomkriegs seit der Kubakrise von 1962“ gewesen sei. Danach nahm die
Spannung rund um das Thema der nuklearen Bedrohung allmählich ab. Jetzt
steigt sie bekanntlich – wegen der häufigeren ukrainischen Angriffe auf
das Kernkraftwerk Saporoschje – wieder an.
Die „theologische“ Frage
Ein gesonderter Kommentar in dem Paket der New York Times ist der Frage
der „alleinigen Autorität“ (sole authority) des US-Präsidenten gewidmet,
ohne den Kongress oder einen seiner Berater zu konsultieren, den
Einsatz von Atomwaffen anzuordnen. Es wird erklärt, dass diese Regel am
10. August 1945 eingeführt wurde – „nur wenige Tage nach den
Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki“; der damalige
US-Präsident Harry Truman hielt sie für notwendig, um eine
Selbstherrschaft des Militärs zu vermeiden.
Heutzutage ist das Thema natürlich besonders aktuell, wenn man den
körperlichen und geistigen Zustand des derzeitigen US-Präsidenten Joe
Biden betrachtet. Im Text ist davon allerdings keine Rede; er erwähnt
lediglich vergangene erfolglose Versuche, die Kontrolle über den
nuklearen Knopf in den USA zu verschärfen, insbesondere 1976, „als
bekannt wurde, dass Präsident Richard Nixon in den letzten Tagen seiner
Amtszeit oft betrunken und depressiv war“. Bidens Nationaler
Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, sein Büro überprüfe derzeit, ob
die Kontrolle ausreichend sei, fügte aber hinzu, dass „das Thema
komplex, fast theologisch“ sei und „noch keine Entscheidung getroffen
wurde“.
Hennigan seinerseits bezeichnet den derzeitigen Ansatz als
„inakzeptabel“, zumindest im Hinblick auf einen nuklearen Erstschlag.
Unter Berufung auf eine Umfrage des Chicago Council on World Affairs aus
dem vergangenen Jahr weist er darauf hin, dass 61 Prozent der
Amerikaner den Ansatz ebenfalls als unbefriedigend (uncomfortable)
ansehen. „Der Kongress sollte unverzüglich einen neuen Rechtsrahmen
schaffen, der die Möglichkeiten des Präsidenten einschränkt, einen
nuklearen Erstschlag ohne die Zustimmung eines anderen hohen Beamten
anzuordnen, es sei denn, die USA werden bereits angegriffen“, schreibt
der Autor.
Man muss ja von irgendwas leben…
Übrigens wird in dem Bericht über dieselbe Umfrage insbesondere die
„wenig bekannte“ Tatsache erwähnt, dass die USA 1945 auch Tokio
bombardieren wollten und Truman seine Entscheidung, den Appetit des
Militärs zu zügeln, vor diesem Hintergrund getroffen hat. Darüber
schreibt Hennigan nicht, und Hiroshima und Nagasaki werden nur am Rande
erwähnt. Doch die New York Times veröffentlichte im Nachhinein eine
Sammlung von Leserreaktionen auf das Sonderprojekt, und in einer davon
kritisierte ein gewisser Joel Young, ein Historiker und Autor eines
kantigen Buches über den internationalen Terrorismus aus New Mexico, die
Zeitung für diese Auslassung.
„Ihre Serie ist sicherlich ein wichtiges und seit langem benötigtes
Beispiel für Kommentare und analytischen Journalismus“, schrieb er.
„Aber die New York Times hätte nicht in unverantwortlicher Weise die
Gelegenheit verpassen dürfen, jüngere Leser über die Bedeutung unseres
eigenen Handelns aufzuklären – nicht nur bei der Schaffung, sondern auch
beim weltweit ersten Einsatz von Atomwaffen, und zwar auf die
schrecklichste Weise. In der Tat verlangte nicht nur die historische
Wahrhaftigkeit, sondern auch das Gewissen, dass ein detaillierter
Bericht über unsere Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am
Anfang dieser äußerst wichtigen Serie hätte stehen sollen.“
Andererseits hat die Zeitung einen Brief von Ken Ross aus Michigan zu
veröffentlicht, in dem es heißt, dass es die Militäroperation und die
damit verbundenen Bedrohungen heute wahrscheinlich nicht gäbe, wenn die
Ukraine nicht „im Austausch für das Budapester Memorandum“ von 1994 auf
Atomwaffen verzichtet hätte. Na ja, die Andeutung ist klar: Die Zeitung,
die der regierenden US-Partei nahesteht, versucht ihr Bestes, um die
Situation gegen Russland und Putin umzudrehen. Schließlich zitierte
Kingsbury die Warnung des russischen Präsidenten vom Februar als eine
„Drohung“. Aber andererseits ist auch die allgemeine Bedeutung des
Sonderprojekts klar: Propaganda ist Propaganda, aber man muss ja von
irgendwas leben…
Außer Sichtweite und Vorstellungskraft
Der Boston Globe beginnt seinen redaktionellen Kommentar mit der
Feststellung, dass das Thema der nuklearen Bedrohung im öffentlichen
Bewusstsein der USA noch nicht den ihm gebührenden Platz eingenommen
hat. Als Beleg dafür führt die Zeitung die Tatsache an, dass dieses
Thema weder in der Rede des Präsidenten zur Lage der Nation im März noch
in den jüngsten Gallup- und Pew-Umfragen darüber, worüber sich die
Amerikaner derzeit Sorgen machen, erwähnt wurde.
„Wie kommt es, dass die offensichtlichste und dringlichste Gefahr für
die Menschheit – noch dringlicher als der Klimawandel und um mehrere
Größenordnungen zerstörerischer als Massenmigration, Inflation,
Kriminalität oder Terrorismus – für die große Mehrheit der Amerikaner so
völlig außerhalb der Sichtweite und der Vorstellungskraft (out of sight
and mind) ist?“, fragt die Zeitung. Obwohl sie sagt, sie habe noch
„Hoffnungsschimmer“, dass der jüngste Hollywood-Blockbuster
„Oppenheimer“ und das neue Buch der kalifornischen Journalistin Annie
Jacobsen, „Nuclear War: A Scenario“, ein belletristischer Bericht über
einen hypothetischen Schlag gegen die USA durch Nordkorea, die
Aufmerksamkeit auf das Thema lenken werden. Übrigens scheint es, dass es
auch auf die Leinwand kommt, und zwar nicht von irgendjemandem, sondern
von dem berühmten Kanadier Denis Villeneuve.
„Macht keine Dummheiten“
In diesem Zusammenhang solidarisiert sich der Boston Globe mit dem
Sonderprojekt der New Yorker Kollegen, fasst deren Empfehlungen zusammen
und versucht, sie zu ergänzen. Die Zeitung schreibt: „Das Problem ist
zu groß und komplex für einfache Lösungen. Aber für den Anfang könnte
der nächste Präsident Russland dazu drängen, an den Verhandlungstisch
zurückzukehren und den letzten der weltweit bestehenden Atomverträge,
den NEW-START-Vertrag, zu verlängern.“ Der Vertrag über Maßnahmen zur
weiteren Reduzierung und Begrenzung strategischer Offensivwaffen läuft
im Jahr 2026 aus.
„Die New York Times empfahl, mehrere zusätzliche Maßnahmen in Erwägung
zu ziehen, darunter: den Verzicht auf den Einsatz von Atomwaffen
aufgrund bloßer Berichte über einen feindlichen Atomangriff auf die USA;
die Überprüfung der einseitigen Befugnis des Präsidenten zum Einsatz
von Atomwaffen; die strikte Begrenzung des Einsatzes künstlicher
Intelligenz bei nuklearen Startvorgängen; und die Verbesserung der
Kommunikation mit Russland und China, damit ungenaue Informationen
(misinformation) oder Falschinformationen die Welt nicht in den Abgrund
einer apokalyptischen Krise stürzen“, so der Boston Globe. All das
verdient ihrer Meinung nach eine „aktive Diskussion“, aber mit dem
Verständnis, dass „das erst der Anfang ist“.
Der Boston Globe fügt auch die Empfehlung von Hans Christensen hinzu,
der das Nuclear Information Project bei der Federation of American
Scientists in Washington leitet: „Macht keine Dummheiten“. „Zu den
schlechten Ideen, von denen einige jetzt informell im Kongress
diskutiert werden, gehören der Bau von mehr und stärkeren Waffen und die
Verpflichtung, die Waffen näher an unseren Gegnern zu stationieren“,
heißt es in der Zeitung.
„Weder das eine noch das andere, so [Christensen], wird unsere Gegner
davon abhalten, neue Waffen zu bauen, weshalb sowohl Biden als auch
Donald Trump im Wahlkampf besser auf eine harsche Nuklearrhetorik
verzichten sollten“.
Es ist erwähnenswert, dass laut Hennigan „die USA sich jetzt darauf
vorbereiten, zum ersten Mal seit 1991 neue Atomsprengköpfe zu bauen, als
Teil eines jahrzehntelangen Programms zur Modernisierung (overhaul)
ihrer Atomstreitkräfte mit geschätzten Kosten von bis zu zwei Billionen
Dollar“. „Die Grundzüge des Plans wurden 2010 entworfen, in einem ganz
anderen Sicherheitsumfeld als dem jetzigen“, so der New York Times-Autor
weiter. „Eine derzeitige oder künftige Regierung kann den Bau von noch
mehr Waffen als Reaktion auf die Erweiterung und Modernisierung der
Arsenale anderer Länder, insbesondere Russlands und Chinas, begründen“.
Der Autor musste es, wie man so sagt,direkt gerochen haben: Am 9. April
erklärten der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der Vorsitzende
der Stabschefs Charles Brown bei einer Anhörung im Senat, das derzeitige
US-Programm sei „notwendig, aber nicht ausreichend“.
Vor diesem Hintergrund fordert der Boston Globe die amerikanische
Öffentlichkeit auf, „die Aufmerksamkeit auf die Gefahr eines Atomkriegs
zu lenken“. „Vor vier Jahrzehnten hat eine solche Massenbewegung
offenbar dazu beigetragen, den überzeugten Verfechter des Kalten
Krieges, Ronald Reagan, dazu zu bewegen, ein umfassendes
Rüstungskontrollabkommen mit der Sowjetunion auszuhandeln. Der Gedanke,
dass sich das Gleiche mit Präsident Biden – oder sogar Trump –
wiederholen könnte, ist nicht abwegig“, schreibt der Boston Globe.
„Düstere Aussichten“
Die Skepsis der liberalen Zeitung gegenüber dem Republikanerführer ist
verständlich. Aber ich erinnere mich, dass Trump der Idee der nuklearen
Sicherheit schon lange nahe steht. In seinen jüngeren Jahren diskutierte
er sogar mit Bernard Lown, dem berühmten Herzchirurgen, der die
US-Bewegung „Doctors of the World for the Prevention of Nuclear War“
anführte und der zusammen mit seinem sowjetischen Kollegen Jewgenij
Tschasow für seine Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet
wurde.
Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow, den ich zu
den Versuchen der US-Zeitungen, die nuklearen Alarmglocken zu läuten,
befragt habe, sieht in deren Aufrufen im Grunde nichts Neues. „Es ist
gut, dass die politisch gestaltenden Kreise und die führenden Medien
über die Folgen des schlimmst möglichen Szenarios nachdenken“, sagte der
Diplomat. „Aber die Urheberschaft liegt nicht bei diesen Zeitungen. All
das wurde bereits in der Ära des Kalten Krieges zwischen Moskau und
Washington beschrieben, und es waren die schrecklichen Folgen, die von
vielen führenden Wissenschaftlern auf beiden Seiten des Atlantiks
beschrieben wurden, die zu der berühmten Formel führten, dass es in
einem Atomkrieg keine Sieger geben kann und er nicht entfesselt werden
sollte.“
In Russland sei diese Formel immer wieder auf höchster Ebene bekräftigt
worden, auch in den letzten Jahren, so Rjabkow weiter. Im Westen
hingegen würden „elementare und im Großen und Ganzen absolut
selbstverständliche, axiomatische Dinge über Bord geworfen“, darunter
„die Vorstellung, dass es per definitionem unmöglich ist, eine Atommacht
zu besiegen“, und es würden „superaggressive und geradezu
unverantwortliche Äußerungen“ gemacht, die auf „die völlige Degradierung
der politischen Eliten“ hinwiesen. „Man hat den Eindruck, dass diese
Leute verrückt geworden sind, und ihre Bremsen völlig versagen“, sagte
er. „Aber diejenigen, die versuchen, uns auf diese Weise auf die Probe
zu stellen, sollten morgens mit dem Verständnis aufstehen, dass sie es
mit einer Atommacht zu tun habe, und sich abends damit hinlegen.“
Auf die Frage, ob es seiner Meinung nach möglich sei, mit einer
künftigen neuen US-Regierung über eine Entspannung zu verhandeln, sagte
Rjabkow: „Um zu einem Verhandlungsformat für die Besprechung der
strategischen Stabilität zurückzukehren, müssen wir, die Russische
Föderation, einen grundlegenden Wandel in der amerikanischen Politik
feststellen. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass diese enorme
destruktive anti-russische Sprengladung zumindest minimal korrigiert
wird. Daher gibt es keinen Grund, über die Wiederaufnahme von
Verhandlungen zu sprechen. Und neue Vereinbarungen werden sich nicht von
selbst ergeben. Daher sind die Aussichten für die Rüstungskontrolle als
Konzept heute sehr düster.“ Wladimir Jermakow, Leiter der Fachabteilung
des Außenministeriums, äußerte sich neulich in einem Interview mit
dervTASS in die gleiche Richtung.
„Bewahren, nicht zerstören“
Ich möchte daran erinnern, dass die Diskussion über die Grenzen des
Zulässigen im nuklearen militärischen Bereich in Russland öffentlich
wurde, nachdem Sergej Karaganow, der Ehrenvorsitzende des Präsidiums des
Rates für Außen- und Verteidigungspolitik der Russischen Föderation, im
letzten Sommer einen Artikel mit dem Titel „Eine harte, aber notwendige
Entscheidung“ veröffentlicht hatte. Darin ging es darum, dass „der
Einsatz von Atomwaffen die Menschheit vor einer globalen Katastrophe
retten könnte“. Später sagte Präsident Putin dem Autor auf der
Valdai-Tagung in Sotschi, dass er seine Position kenne und seine Gefühle
verstehe, dass er aber keine Notwendigkeit sehe, die russische
Nukleardoktrin zu ändern, weil unser Vergeltungsschlag keinem Aggressor
„eine Überlebenschance“ ließe.
Edward Luttwak, ein prominenter amerikanischer Politikwissenschaftler
und Experte des Valdai-Clubs, äußerte neulich im Online-Newsletter
UnHerd, dass Atomwaffen im Grunde nicht einsetzbar seien, auch nicht in
der Ukraine, und dass es daher „Zeit für die NATO sei, ihre Soldaten
dorthin zu schicken“. Timofej Bordatschow, ein jüngerer, aber bereits
renommierter russischer Experte, witzelte daraufhin in seinem
Telegram-Kanal, der „talentierte alte Mann“ Luttwak sei „eifersüchtig
auf Karaganows Ruhm“ – allerdings vergeblich, denn dieser sei „nicht zu
übertreffen“.
Die Diskussion geht also weiter. Viele ihrer Teilnehmer wiesen zunächst
darauf hin, dass sie an sich nützlich ist, um Standpunkte zu klären und
zu verstehen, worum es eigentlich geht. Die New York Times stimmt dem
zu: In seiner Einleitung zu seinem Haupttext betont Hennigan, dass „der
Atomkrieg oft als unvorstellbar beschrieben wird“, aber in Wirklichkeit
„wird er sich nicht so oft vorgestellt, wie es sein sollte“.
Ja, es ist in der Tat ein zeitloses Thema, wenn auch in einem
erschreckend modernen Gewand. Wie man im alten Rom zu sagen pflegte,
„memento mori“.
Und um das Gespräch nicht mit einer düsteren Note zu beenden, möchte ich
hinzufügen, dass wir am Freitag, dem 12. April, den Tag der Kosmonautik
gefeiert haben. Und einmal mehr haben wir uns an die Worte von Juri
Gagarin erinnert: „Als ich in dem Satellitenschiff um die Erde flog, sah
ich, wie schön unser Planet ist. Menschen, lasst uns diese Schönheit
bewahren und vermehren, nicht zerstören!”
Ende der Übersetzung
https://www.anti-spiegel.ru/2024/dringen-putins-warnungen-vor-einem-atomkrieg-zu-den-amerikanern-durch/