Freitag, 8. Mai 2015

Impression zum Tag der Befreiung

Klartext im Atrium
Das war am 7. Mai 2015: Vor dem Paul-Löbe-Haus bereits vor 17 Uhr ein ziemliches Gedränge, obwohl die Festveranstaltung anläßlich des 70. Jahrestages der Befreiung Deutschlans vom Faschismus erst 18 Uhr beginnen sollte. Eingeladen hatte die Linksfraktion. Ich hatte mich als78jähriger mit angemeldet. Hatte also noch eine wache Erinnerung an den Mai 1945, den ich in Berlin-Schöneberg erlebt habe. Der Grund für die frühzeitige Anmeldeprozedur: Die Sicherheitskontrolle. Jacke ausziehen, Schlüssel und Brieftasche abgeben, sich durchleuchten und von oben bis unten abklopfen lassen. Nichts dagegen, denn überall lauern "Gefahren". Auch von den über 700 eingeladenen Gästen, Freunden, Ausländern und Parteifreunden? Um mal sarkastisch zu werden: keine Sicherheitskontrolle ist imstande, Gedanken zu lesen oder das zu führende scharfe Wort als Waffe vorauszusehen.
Das Atrium war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch viele, sehr viele junge Leute. Beeindruckend die Internationalität dieser Gedenkveranstaltung. Da sprachen nicht nur der russische Botschafter, sondern auch Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges und andere Zeitzeugen sowie Manolis Glezos, Widerstandskämpfer aus Griechenland. (Im Internet ist dazu zu lesen: Am 30. Mai 1941 erklomm er zusammen mit Apostolos Sandas die Akropolis und riss die dort seit der deutschen Einnahme von Athen am 27. April 1941 gehisste Hakenkreuzfahne herunter. Diese erste Widerstandshandlung in Griechenland, durch die Glezos ein antifaschistischer Held wurde, war ein Fanal, das viele Griechen zum Widerstand anregte.)
Alles Gesagte mündete wie im Chor in einer Schlußfolgerung aus der Geschichte: Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg. Auch fiel von einem Redner angesichts neuer Macht- und Kriegsgelüste das Wort "mir graut vor diesem Deutschland". Beifall und ein 700mündiges Ja zum Antrag an den Bundestag, den 8. Mai "als Tag der Befreiung den Status eines gesetzlichen Gedenktages zu verleihen".
Die Sätze und Worte in Reden – sie hallten wider im großen Atrium, sie schnitten sich ein ins Gedächtnis der Erinnerung, sie waren Waffen der Wahrheit, die auch durch noch so viele Sicherheitskontrollen nicht aufgehalten werden können. Eine Befreiung von der Diktatur des Großkapitals steht noch aus. In diesem Bewusstsein trug wohl jeder Teilnehmer seine Nachdenklichkeit mit nach Hause.

H.P.

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