Sonntag, 17. Juli 2016

Erdogans "Reichstagsbrand"



Nach den Massakern an der Opposition in der Türkei hatten sich die Strukturen linken Widerstandes gegen Erdogan begonnen zu reorganisieren.


Ließ Erdogan putschen, um die kemalistische Armee zu säubern?

Veröffentlicht am 16. Juli 2016

von Hartmut Barth-Engelbart

Wer die kemalistische Ausrichtung der türkischen Armee kennt und die US-hörigkeit großer Teile des Offizierscorps – seit über 60 Jahren werden die Pensionen der Offiziere aus von der US-Tabak-& Rüstungsindustrie gefüllten Pensionsfonds und mit Vorzugsaktienpaketen aufgebessert- der muss sich wundern, dass nach vielen erfolgreichen Militärputschen der gegen Erdogan doch relativ schnell niedergeschlagen werden konnte.

 Der Verdacht liegt nahe, dass Erdogan einen gigantischen „Reichstagsbrand“ brauchte, um die größte Gefahr für SEINE Diktatur zu bannen. Die bisherigen Kaltstellungen kemalistischer Offiziere und der oberen Richter reichte nicht aus, um deren Rückhalt in der Bevölkerung zu eliminieren, sie in Misskredit zu bringen. Mit dem Putsch scheint dies zu gelingen. Jetzt wird eine große Mehrheit die tiefstgreifende Säuberung des Militärs unterstützen – bis hin zur linken HDP.  Mit dieser Säuberung -die bei den Polizeikräften bisher schon zu an die 100 % gelungen ist, werden die Möglichkeiten für revolutionäre Bewegungen zur Gewinnung von Stützpunkten in der Armee dramatisch verringert. Ohne diese Stützpunkte ist eine grundlegende fortschrittliche Umwälzung der Verhältnisse und die militärische Absicherung dieser Umwälzung in der Türkei nahezu ausgeschlossen.

Dass Erdogan mit diesem Putsch und seiner Niederschlagung auch seinen einstigen autokratisch-islamistischen Freund Gülen zumindest mittelfristig schachmatt setzt, dürfte nur eine Erdogan gefällige Nebenwirkung des Putsches sein- auch wenn Gülen jede Verantwortung für den Putsch von sich weist.

 Möglich ist allerdings ebenfalls, dass die US-Dienste den Putsch mit angefeuert, angestiftet haben, um die zwischen NATO- und russischer Föderations- Ausrichtung taktierend schwankende Regierung Erdogan zu bremsen, die Türkei zu destabilisieren, nachdem die EU-Integration wie auch die NATO-Bindung sich nicht ganz nach dem Geschmack der Oberkommandierenden entwickelten. Möglich, dass den USA die Türkei zu mächtig wurde und man daher eine „Irakisierung” anstrebt – unter Instrumentalisierung der Kurden.

Nach den Massakern an der Opposition in der Türkei hatten sich die Strukturen linken Widerstandes gegen Erdogan begonnen zu reorganisieren. Mit dem Putsch und seiner Niederschlagung werden diese Reorganisationserfolge mit einem Schlag wieder zunichte gemacht.

 Im Vergleich mit der Ukraine wird deutlich, was die Säuberung der türkischen Armee bedeutet. In der Ukraine sind lediglich die faschistischen Kampfbanden voll einsetzbar. … http://www.barth-engelbart.de/?p=127408 






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